HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

Direkt am See verläuft ein Radweg, auf dem verschiedene (auch zu entleihende) Fahrräder (Mountain-Bikes, Tandems, Rennräder etc.) gegen den Uhrzeigersinn durch die sich abkühlende abendliche Luft bewegt werden ... dazu Rei: ‚Wo fahren sie denn... ja wo fahren sie denn hin?!’

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Schnell brach die Dunkelheit herein und Laternen beleuchteten die Trimm-Parkours vor dem Krankenhaus.

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Auch die Mini-Hängebrücke zwischen den Inseln des Nong Prajak Parks erstrahlte vielfarbig. Sie ist der Verrazano-Narrows Bridge nachempfunden, die die New Yorker Stadtbezirke Staten Island und Brooklyn über die Meerenge The Narrows hinweg verbindet.

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Im staatlichen Krankenhaus lag seit fast zwei Wochen eine Bekannte von Rei, Otai und Mon zur Linderung ihrer Darmbeschwerden. Es ist Jok, die Frau von Khun Tip, der uns vor 4 Jahren bei der Toiletteninstallation geholfen hatte (siehe auch SOAN 8 vom 30.12.2014). Die Ärzte hatten bei ihr vor einer Woche Darmkrebs in fortgeschrittenem Stadium diagnostiziert! Rei wünschte, dass ich sie beim Krankenbesuch begleitete. Wir verstauten also unsere Einkäufe in Otais Wagen und begaben uns zum zentralen Fahrstuhl des entsprechenden Krankenhaustraktes. Es dauerte ewig, bis der Fahrstuhl endlich die Parterre erreicht hatte und über ein halbes Dutzend Besucher aus der gerade geöffneten Tür quollen ... und den Blick auf einen Sarg freigaben, der sich auf einer Art Fahrgestell befand, geschoben von zwei uniformierten Krankenhausangestellten. Irgendeine Flüssigkeit hatte das ‚Gefährt’ verloren, bemerkten wir nach dem Betreten des Fahrstuhls?!
Es ging in den fünften Stock, d.h. zur letzten Etage mussten wir Treppen steigen, da der Fahrstuhl nur bis zur 4. Etage fuhr. Vor der Station sollten wir die Schuhe ausziehen und wir betraten hinter einem längeren Raum, in dem sich leere Betten stapelten, einen großen Saal mit 24 Betten, der nur durch eine niedrige Wand in zwei Abteilungen geteilt wurde.
Ich fühlte mich an eine Situation in England Anfang der Achtzigerjahre erinnert, als ich meine Schwester und deren Familie in Clevedon (bei Bristol) über Weihnachten besuchte. Ihr mittlerer Sohn John, mein Neffe; war zwei Tage vor meiner Ankunft mit akuten Blinddarmschmerzen in ein Hospital eingeliefert worden. In einer riesigen Halle lagen ca. 30 bis 40 Patienten! Alle Betten waren belegt! In der Mitte stand ein mit Tinsel (Art Lametta) und elektrischen Kerzen geschmückter Tannenbaum. Fast unter der Decke befanden sich Schienen, an denen zusammengeschobene Vorhänge hingen, um bei Bedarf wenigstens etwas Intimität zu schaffen. Ich bezeichnete damals dieses Szenarium als ‚Military-Hospital’ (Lazarett/ für Verwundete im Krieg).
Auch in diesem Krankenhaus in Udon Thani gab es diese in zwei Metern Höhe angebrachte Vorrichtung von Schienen und Vorhängen, die eine visuelle Abschirmung gegenüber den benachbarten Betten ermöglichten. Jok lag unweit des Fensters mit Blick auf den Park mit der beleuchteten Hängebrücke. In dieser Abteilung befanden sich ausschließlich Patientinnen. Jok war umgeben von sechs(!) Besuchern incl. ihres Ehemannes Tip. Nun kamen wir vier noch hinzu! Eine junge Frau, die sich später als ihre Tochter herausstellte, tupfte ihr ständig den Schweiß vom Gesicht sowie von Beinen und Füßen.
Alle waren freundlich und kümmerten sich rührend um die Schwerkranke. In thailändischen Krankenhäusern ist es üblich, dass immer (mindestens) eine Angehörige bei dem/der Kranken nächtigt. Das Lager wird meistens unter dem Bett des Patienten aufgeschlagen! Auch hilft es dem überforderten Nachtpersonal, sich bei Bedarf sofort um die jeweilige Angehörige zu kümmern. Und es ist wohl auch eine Art von Thambuun, wichtig für den Wachenden als Bonus für das ‚nächste Leben’ (=Pluspunkte!).
Trotz des großen Maßes an Fürsorge wirkte die Situation auf mich beklemmend, mit all den Kranken herum, die interessiert schauten, ob des fremdländischen Mannes. Ich selbst empfand meine Anwesenheit als überflüssig und störend. Ich war erleichtert, als wir unsere Visite beendet hatten, und ich verabschiedete mich – so wie bei der Begrüßung – mit einem etwas höher angesetzten Wai. (Natürlich wagte ich nicht, unangebrachte Fotos zu machen!)

Wir verließen das Krankenhaus und die Stadt Udon Thani über die Ringroad, die um die Stadt herum führt, und das Nadelöhr der Tunnel- und Brückenbaustelle, die aktuell auf dem Weg nach Ban Phue zu passieren ist.

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Beginn des Tunnelbaus auf dem Motorway 2 von Nong Khai kommend

„Die thailändische Regierung führt Maßnahmen ein, um die Provinzen im Nordosten, der ‚Sabai Di’-Gruppe, zu fördern. Fünf Provinzen gehören zu der Gruppe: Udon Thani, Nong Khai, Nong Bua Lamphu, Loei und Bueng Kan. … Die Provinzen gelten als Tor zu Laos und China. Die vorgeschlagene Entwicklung der Provinzen erfordert fünf Initiativen, die Teil eines Masterplans für regionale Förderung sind.
Die erste Initiative umfasst die Entwicklung der Logistik und der Verbesserung der Beziehungen zu Nachbarländern in Bezug auf Handel, Investitionen, Grenzhandel, Tourismus und Kontakt von Mensch zu Mensch ...“
(,der Wochenblitz’ v. 17.12.2018)

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Der Bau der Brücke, über die in Zukunft der Verkehr auf der Ringroad zwischen Flughafen und Anschluss zur Autobahn nach Khon Kaen verlaufen soll. Die Einfahrt von Nong Khai hinein nach Udon Thani wird ‚überbrückt’ und die Zufahrt von und zur laotischen Grenze erleichtert (und ‚entstaut’).

Bereits vor Jahren wurde die Notwendigkeit der Entwicklung der Infrastruktur (Straßen und Eisenbahnlinien) beschworen. Langsam scheint es nun in Gang zu kommen, was ich noch am Ende dieser 35. SOA-Notizen anhand der Entwicklung im Schienenverkehr versuchen werde zu erläutern.

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