HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

HolzpfeillinksHolzpfeilrechts
Südostasiatische Notizen

Nachdem der Sarg auf den vorbereiteten Pritschenwagen gehievt war, wurde ein schmückender und Schatten spendender Baldachin angebracht und einige für die Kremierungszeremonie benötigte Utensilien noch auf einem zweiten Truck aufgeladen. Danach ging es in den PKW und Pick-ups vieler Trauergäste im Konvoi zur Kremierungsstätte, zunächst Richtung Hauptstraße, die nach einigen Kilometern ihren Weg in die Berge von Phu Ruea findet.
An der Einfahrt auf die asphaltierte Hauptstraße wurde der Verkehr durch eine ,Kohorte’ Polizisten aus Ban Phue geregelt, die ihrem Kollegen Otai in dieser schweren Stunde zur Seite stehen wollten!
Weiter ging es ostwärts Richtung Loei zum Wat mit dem Kremierungsofen. Es war ein langer Zug von Trucks und PKW, die im Schritttempo dem Lautsprecherwagen mit Riesenboxen, wehleidige Kniegeigenmusik intonierend und den ‚Eintagsmönchen’ darauf, dem Pritschenwagen mit dem Sarg und dem Utensilientruck folgten. Sein Ende hatte noch nicht einmal die Hauptstraße erreicht, als die Spitze 200 Meter weiter bereits wieder die Hauptverkehrsstraße nach rechts verließ, um zwischen Büschen und Bäumen einzutauchen. Der Verkehr kam hier trotz oder dank(?) des Einsatzes der ,Kohorte’ völlig zum Erliegen! Ich dachte mir, dass man diese kurze Strecke auch hätte laufen können, aber viele Thais verabscheuen das Laufen in brütender Hitze.
Auf der leicht bewaldeten Anhöhe des Wat angekommen, entstiegen die Trauergaste ihren Fahrzeugen und folgten dem Wagen mit dem Sarg, der nun drei Mal die Kremierungsstelle umkreiste (Bild links). Vorweg Otai (mit einem Bild seiner verstorbenen Mutter in den Händen), umgeben von Mönchen und begleitet von dem Phra, dem hiesigen Klostervorsteher (Bild rechts).

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Die meisten Trauergaste nahmen nun neben einer Art Empore Platz, direkt neben den Sitzstufen für die Mönche, mit Blick auf die Kremierungsstätte. Der Sarg wurde von dem Pritschenwagen heruntergehoben und fand seinen Platz direkt auf dem überdachten kleinen Vorplatz einige Stufen hinauf vor dem Kremierungsofen. Die Mönche setzten sich anschließend, nach dem Besprenkeln des Leichnams mit duftender Kokosmilch und dem Verschließen des Sargs, auf ihre ‚Stufe’ (siehe Bild unten links) und die Prozedur nahm, begleitet von Gebeten im Wechselgesang der Gemeinde mit den Mönchen, ähnlich dem Ritual bei der Kremierung von Burian, der Mutter von Rei, vor 4 ½ Jahren ihren Lauf. Allein die Verteilung der großen Zahl von Jiwon zur Neueinkleidung der Mönche nahm einen größeren Zeitraum in Anspruch. Auch ganze ‚sets’ von Dingen des täglichen Gebrauchs (Kerzen, Räucherstäbchen, Körperhygieneartikel, Teller und Löffel, Handtücher, Schirme, Jiwons, Kissen etc.), verpackt in kleinen Regalschränkchen, wurden den Mönchen von den Trauernden übereignet (Bild rechts).

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Zum Abschluss der Totenfeier strömten nun die Trauernden zur Kremierungsstätte, vor der große Tische mit Tabletts aufgebaut waren, auf denen sich die dogmai djan (kunstvoll geformte Papierblumen) befanden. Diese werden vor der Kremierung in den Sarg gegeben, um der Toten, die recht beliebt im Dorf gewesen sein soll, die letzte Ehre zu erweisen. Es werden wohl an die vierhundert Trauergäste gewesen sein, die nun den Weg zum Sarg hinauf fanden, um der Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen.

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Bevor der Sarg in den Kremierungsofen geschoben wurde, war es Zeit für einige Erinnerungsfotos. Ich zeige hier nur eines, auf dem Otai mit einigen seiner Kollegen und Familienangehörigen abgebildet ist. In seinen Händen hält er Umschläge mit Geld, das seine Kollegen wohl für die aufwändige Kremierung und die Feierlichkeiten gesammelt hatten.

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