HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

An dieser Stelle möchte ich noch auf ein Verkehrsprojekt eingehen, das im oberen ‚East West Economic Coridor’ (EWEC) die Verbindung der westliche Hafenstadt Myanmars Mawlamyien (Moulmein) mit der östlichen Hafenstadt Da Nang in Vietnam per Straße und Eisenbahn (ungefähr entlang des 16. Breitengrades) ausbauen bzw. herstellen soll. Den Beginn der Straßenbaumaßnahmen hatte ich bereits Anfang 2015 bei einer Reise mit Freund Heinz auf dem Weg von Udon Thani in den Norden Thailands in Augenschein nehmen können (siehe auch SOAN 9 vom Januar 2015). Aktuelle Planungen sehen eine parallel dazu verlaufende Hochgeschwindigkeitsstrecke für die Eisenbahn vor. Dieses seit Jahren immer wieder durch den Blätterwald Südostasiens rauschende Thema wurde am 22. August wieder aufgegriffen, anlässlich des Treffens zwischen dem japanischen Botschafter in Thailand Shiro Sadoshima und dem stellvertretenden Premierminister Somkid Jatusripitak, der auch gleichzeitig neuer Wirtschaftsminister Thailands ist. Der ,Farang’ vermeldet dazu:
„Der japanische Diplomat teilte Somkid mit, dass Thailand den EWEC aufbauen sollte und dass Japan daran interessiert sei, in das Infrastrukturprojekt zu investieren.“ (,der farang’ v. 22.8.2019)

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Zu der oben bereits erwähnten Schienenführung von Vietnam über Laos und Thailand nach Myanmar könne man sich vorstellen „... später ... sie bis nach Indien (zu) erweitern ... Ziel ist, die Wirtschaft in allen Ländern anzukurbeln, durch die die Strecke führt.
Japan bekundete sein Interesse, nachdem die japanische Agentur für internationale Zusammenarbeit (JICA) das Projekt geprüft und festgestellt hatte, dass die Hochgeschwindigkeitsstrecke eine realisierbare Investition sei.
Gemäß Somkid werde das High-Speed-Projekt die Investitionen entlang der Route steigern und das Wirtschaftswachstum in den Nachbarländern sowie in den thailändischen Sonderwirtschaftszonen an der Grenze zwischen Mae Sot und Mukdahan stärken. Um das Projekt voranzutreiben, kündigten der Premier an. Japan noch in diesem Jahr für weitere Gespräche besuchen zu wollen. Der „East West Economic Corridor“ ist ein Wirtschaftsentwicklungsprogramm, um den Handel zwischen Vietnam, Laos, Thailand und Myanmar zu stärken.“
(ebenda)

Bereits Mitte des letzten Jahres hatte die thailändische Junta den Bau der 902 Kilometer langen zweigleisigen Bahntrasse von Tak im Westen (an der Grenze nach Myanmar) bis nach Nakhon Phanom im Osten (am Mekong, der gleichzeitig die Grenze zu Laos bildet) offiziell genehmigt. Im Osten soll sich so eine ,Greater Mekong Subregion’ herausbilden, die den Isaan wirtschaftlich entwickeln helfen soll. (siehe ‚der farang’ vom 25.6.2018)

Ein weiteres möglicherweise weit in die Zukunft weisendes Verkehrsprojekt ist der Kra-Kanal sehr weit im Süden Thailands. Der Kanaldurchstich am Isthmus (Landenge) von Kra soll den Golf von Thailand (im Nordosten) und das Südchinesische Meer mit der Andamanensee, dem Golf von Bengalen und dem Indischen Ozean (im Westen) verbinden. Dieser Durchstich würde eine Verkürzung des Seeweges von 1.200 Kilometern bedeuten, denn die dort verkehrenden, pro Jahr bis zu 100.000 Schiffe würden nicht mehr die gefährliche Straße von Malakka zwischen Singapur und Malaysia an der Ostküste und Indonesien an der Westküste, die die Grenze der Belastbarkeit erreicht hat, durchfahren müssen (zukünftig sollen es sogar laut 120.000 Passagen jährlich sein?!).
Auch in Deutschland hat der ,Spiegel’ (Nr. 41 vom 6.10.2018) in einem ausführlichen Artikel mit dem Titel ‚Operation Mekong’ über die verkehrstechnische und ökonomische Entwicklung Südostasiens berichtet. Dabei wird die ‚Durchsetzungsfähigkeit’ Chinas auf politischer und wirtschaftlicher Ebene in dieser Region herausgestellt. Laos, Thailand, Kambodscha, Vietnam und Myanmar (früher Birma) sind einer zunehmenden chinesischen Einflussnahme insbesondere durch Infrastrukturprojekte ausgesetzt.
Für Thailand ist das Projekt Kra-Kanal bedeutsam. Erste Überlegungen zu einem Kanaldurchstich am Isthmus von Kra wurden laut Wikipedia bereits vor weit über 300 Jahren angestellt. Gegenwärtig wollen laut Spiegel ‚Geostrategen’ und ‚Freunde Pekings in Thailand’ dieses Projekt ‚mit wachsender Dringlichkeit’ behandelt sehen.
Was steckt dahinter? In dem besagten Artikel werden die Probleme im Zusammenhang mit der Straße von Malakka erörtert, über die nicht nur sehr hohe Tonnagen asiatischer Güter, sondern auch gut 80% von Chinas Ölimporten transportiert werden. Eine ‚Urangst’ chinesischer Politik und Ökonomie wäre ein Unfall oder ein militärischer Konflikt, der den ‚Flaschenhals’ der Straße von Malakka unpassierbar machen würde.
„’Der Kra-Kanal würde dieses und viele andere Probleme lösen’ sagte der (thailändische, d.V.) Ökonom Pakdee Tanapura vom Verband der China-Freunde. Ein Durchbruch am Isthmus von Kra, wo Thailand nur 40 Kilometer breit ist, werde nicht nur einen neuen Seeweg schaffen, sondern den Reedereien der Welt auch Millionen von Treibstoffkosten sparen.
Auf acht Jahre schätzt Pakdee die Bauzeit, auf 20 Milliarden Dollar die Kosten des Projekts. Die Entwürfe, die er zeigt, wurden von chinesischen Baufirmen erstellt. Thailand und China sollen bereits eine Absichtserklärung zu dem Projekt unterzeichnet haben, doch Peking, sagt Pakdee, werbe klugerweise nur hinter den Kulissen für den Kanal.“
(Der ,Spiegel’ Nr. 41/ 6.10.2018/ Seite 95f)

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