HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

Wie bekomme ich nun den Bogen zu den Maßnahmen gegen ‚Fake News’, die hierzulande eingeleitet werden?! Immerhin steht fest, die Berichte und Nachrichten der Tagespresse über die hier im Isaan parallel stattfindenden Überschwemmungen und Trockenheiten gehören definitiv nicht dazu!
Am 3. September hatte der ‚Wochenblitz’ berichtet, dass spätestens bis zum 1. November des Jahres ein ‚Fake News Center’ in Bangkok eröffnet werden soll. Verantwortlich hierfür zeichnet das Ministerium für digitale Wirtschaft und Gesellschaft. Es soll sich auf vier Kategorien von ungenauen und falschen Nachrichten konzentrieren:
„Digitalminister (so etwas gibt’s hier tatsächlich, d.V.) Puttipong Punnakanta sagte, dass ein Koordinationskomitee des Fake News Centers vier Unterausschüsse eingesetzt hat, um verschiedene Kategorien von Nachrichten zu überprüfen, die den öffentlichen Frieden und die nationale Sicherheit stören könnten. Die Hauptkategorien der fraglichen Nachrichten beziehen sich auf Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Erdbeben, Dammbrüche und Tsunamis, Wirtschaft, Finanz- und Banksektor, Gesundheitsprodukte, gefährliche und illegale Güter sowie Regierungsrichtlinien.

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Das Fake News Center wird über drei Hauptkanäle Informationen oder Daten bereitstellen, die überprüft, analysiert und geklärt werden: eine Website, Facebook und Line (‚Line’ ist so etwas wie WhatsApp und Skype: ich nutze diese Handyapplikation, um mit Menschen in ‚D’ aber auch hier in SOA zu kommunizieren). Das Center „... wird genau, glaubwürdig und schnell sein. Das Komitee trifft sich, um Protokolle für gefälschte Nachrichten im Einklang mit internationalen Standartplattformen wie Facebook, YouTube und Line zu diskutieren und plant, diese Plattformen zu konsultieren und alle Mobilfunkanbieter zu ermutigen, sich an der Bereitstellung von Gegenmaßnahmen zu beteiligen.“ (soweit der ‚Wochenblitz’ vom 3.9.2019, der sich als Quelle auf das NNT = National News Bureau of Thailand bezieht.)

Inwieweit das 'Fake News Center' selbst 'alternative Fakten' (wie sie das hellharige Wesen jenseits des Atlantiks gerne verbreitet) zur 'Glättung der Informationslage' herausgeben wird, ist nach meinen Informationen bisher nicht bekannt?!

Bei der nächsten Nachricht beziehe ich mich auf eine Quelle, die ich ebenfalls dem ‚Wochenblitz’ (vom 6.9.2019) entnommen habe, die sich wiederum auf die in Bangkok in englischer Sprache erscheinende Zeitung ‚The Nation’ bezieht. Bereits in der SOAN 41 berichtete ich über das mysteriöse Verschwinden des prominenten politischen Aktivisten Porlajee ‚Billy’ Rakchongcharoen. Er gehörte der ethnischen Minderheit der Kariang (Karen) im Nordwesten Thailands an, die ich 2008/09 während meines ersten längeren Aufenthalts in SOA in der Gegend von Mae Hong Son in einem Bergdorf kennengelernt hatte (siehe Fernöstliches Tagebuch).

Billy war kurz vor dem Militärputsch im April 2014 spurlos verschwunden. Man hat Knochenreste in einem 200-Liter-Ölfass an einer Brücke nahe des Kaeng-Krachan-Damms in der Provinz Phetchaburi entdeckt und forensisch untersucht. Nach Abgleichung mit der DNA von Verwandten ist zweifelsfrei davon auszugehen, dass es sich um sterbliche Überreste von ‚Billy’ handelt. Dies teilte der DSI Pol Colonel Paisit Wongmuang am 4. September der Presse mit.
„Paisit sagte, die DSI werde etwa drei Monate brauchen, um einen Fallbericht bei der Staatsanwaltschaft einzureichen. Das Central Institute of Forensic Science hat um einen Monat gebeten, um DNA-Tests an den 20 Knochenfragmenten durchzuführen, die von der Stelle, an der das Ölfass gefunden wurde, entnommen wurden. (...) Kriengkrai Cheechuang, Vorstandmitglied des Netzwerks indigener Völker in Thailand, überreichte am Mittwoch (4.9.2019, d.V.) dem stellvertretenden DSI-Chef Korawat einen Blumenkorb. Er reichte ihm auch eine Petition, in der eine rasche Untersuchung von Billys Mord gefordert wurde. Abhilfemaßnahmen für Billys Familie und ein Abkommen, wonach Thailand das Internationale Übereinkommen zum Schutz aller Personen vor dem Verschwindenlassen ratifizieren würde, wurde gefordert. Und sie fordern Thailand auf, ein neues Gesetz zu verabschieden oder bestehende zu ändern, um zu verhindern, dass Staatsbeamte ihre Autorität missbrauchen und dem Volk schaden zufügen.
Kriengkrai sagte, seine Gruppe habe keinen Zweifel daran, dass Billys Mord im Zusammenhang mit Staatsbeamten stehe. Er fordete die schuldigen Beamten auf, ihr Verbrechen zu gestehen. Er forderte auch die thailändische Gesellschaft auf, das Problem der in Wäldern lebenden Ureinwohner zu verstehen und zu lösen. Er sagte, sie würden keine Wälder zerstören, wie es einige Staatsbeamte versuchen zu unterstellen.“
(‚Wochenblitz’ v. 6.9.2019, der sich auf die Zeitung ‚The Nation’ bezieht)
Auch ‚der farang’ berichtete eine Woche später über die Untersuchungen und kündigte an, dass „... das Ergebnis frühestens in zwei Wochen vorliegen (werde).“ (‚der farang’ v. 14.9.2019)
Am Schluss des Artikels wird noch einmal die Vorgeschichte in Erinnerung gerufen: „Billy wurde zuletzt am 17. April 2014 im Kaeng-Kracha-Nationalpark gesehen, als er von dem damaligen Parkchef Chaiwat Limlikitaksom und seinen vier Kollegen an einem Kontrollpunkt festgenommen wurde, weil sie angeblich illegal wilden Honig aus dem Wald gesammelt hätten.

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Es war bekannt, dass Billy einen anhaltenden Streit mit Chaiwat hatte, weil der Aktivist die im Park lebende ethnische Minderheit der Karen (Thai = Kariang, d.V.) ermutigte, eine Missbrauchsbeschwerde gegen den Parkchef einzureichen. Die Parkbeamten sagten aus, dass Billy nur sehr kurz wegen einem Verhör festgenommen und ihn ohne Anklage wieder freigelassen hätten.“ (ebenda).

Einige Tage später schreibt die Zeitung, dass die Frau des Karen-Aktivisten Anspruch auf 140.000 THB hätte (entspricht ca. 4.150,-€) und geht etwas näher auf seine Aktivitäten ein, die möglicherweise der Anlass seiner Ermordung gewesen sind:
„Zum Zeitpunkt seines Verschwindens arbeitete ‚Billy’ ... mit Dorfbewohnern und Aktivisten im Nationalpark Kaeng Krachan zusammen, um Gerichtsverfahren gegen Beamte wegen mutmaßlicher Verbrennung von Häusern und Eigentum der Dorfbewohner in den Jahren 2010 und 2011 vorzubereiten.“ (‚der farang’ vom 23.9.2019)
Es wird wohl noch Monate dauern, bis dieser Mordfall tatsächlich restlos aufgelöst sein wird. Jedenfalls haben die Kariang (Karen) einen engagierten Fürsprecher und Anwalt verloren!!

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