HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

Südostasiatische Notizen 42
vom 01. bis 31.08.2019
Ban Phue/ Thailand und Umgebung

Es war der letzte Tag im Juli, ich hatte mich zum letzten Male vor meiner Rückreise nach ‚D’ zum 90-days-report im Immigration Office in Udon Thani einzufinden.
Nur zwei Personen bildeten eine Mini-Schlange vor dem Schreibtisch des ‚wachhabenden’ Beamten, so dass dieser letzte formale Akt schnell erledigt war und Rei und ich uns zum Einkaufszentrum Central Plaza begeben konnten. Dort hatten wir eine Verabredung mit einem Künstler aus Udon Thani ... und das kam so:
Vor rund drei Wochen hatte ich beim Kauf meines letzten Keilrahmens (für das Bild der Straßenszene vor unserem Haus) beim Papier- und Farbenhändler B2S eine Begegnung. Ich wurde in fast gutem Englisch von einem Mann mit Strohhut angesprochen, der mir anbot, er könne mir solch einen Keilrahmen billiger selbst erstellen. So kamen wir ins Gespräch, Sawanit Pimsarn, genannt Noi und ich beim Farben- und Keilrahmenkauf.
Er zeigte mir auf seiner älteren ‚Nokia-Wurzel’ (Mobiltelefon) eines seiner Bilder, ein etwas blasses Bild von einem Lotusblütensee. Er sprach dann auch mit Rei ein wenig und lud uns in sein Atelier (‚Studio’) ein, um uns weitere seiner Arbeiten zu zeigen.

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Ich gab ihm zu verstehen, dass wir leider bald wieder unsere Rückfahrt nach Ban Phue antreten müssten, und wir verabredeten uns für den Tag meines Termins bei der Immigrationsbehörde.
Wir trafen Noi wie besprochen am Central Plaza und bestiegen ein Samlor-Taxi, dessen Fahrer Noi auf seinem Motorroller folgte und uns zu seinem Atelier expedierte. Es ging in hurtiger Fahrt in ein südwestlich liegendes Wohn- und Handwerker-Viertel mit kleinen Läden und Werkstätten.
An einer Straßenecke mit einem Grafikdesign-Studio, dass eher einem Büro als einer Werkstatt ähnelt, hatten wir unser Ziel erreicht.
In den Räumlichkeiten befand sich rechter Hand ein großer Schreibtisch mit zwei PCs (Tastaturen und Bildschirmen darauf), was den Eindruck eines Büroraumes verstärkte. Etwas unkonventionell für diese Räumlichkeiten lag vor diesem Schreibtisch auf dem Boden eine zum Schreibtisch aufgeklappte Mappe mit großformatigen DIN A 1 Zeichnungen darin. Eine davon war aufgestellt, sie zeugt von einer akribischen grafischen ‚Fleißarbeit’: Kürbispflanzen mit großen Blättern und einigen wenigen kleinen Früchten, Käfer auf dem Boden und zwischen den Blättern Echsen, z.T. und ansatzweise in Farbe.

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Die dahinter liegende Arbeit erinnert in seiner dezidierten Bildauffassung ein wenig an das ‚große Rasenstück’ (von Albrecht Dürer) mit einer Blätter- und Gräservielfalt, die ihresgleichen sucht.

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Wie mir Noi später zeigte, hat er alle seine grafischen Arbeiten mit Fineliner (der feinsten Art, hier im Handel erhältlich) in Kreuzschraffuren unterschiedlicher Dichte angelegt: eine echte Fleißarbeit mit grafischem Feingespür gepaart. Den meisten Arbeiten haftet – durch den deutlich dunkleren Untergrund und das Hervorheben der dezidierten Blatt- und Gräserstrukturen – eine bizarr-mystische Wirkung an.
Die von Insekten und wohl auch durch die Unbill der Witterung verursachten Löcher in vielen Blättern unterstreichen die Morbidität des Dargestellten. Durch die grafischen und kompositorischen ‚Beigaben’ bewegen sich die Arbeiten in Richtung eines leicht ‚magischen Realismus’ (und bekommen fast eine Nähe zum Surrealismus). Aber es sind nur formale Nähen, also leichte Anklänge, die nicht klar und ausgereift (oder auch nicht beabsichtigt?) sind.

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