HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

HolzpfeillinksHolzpfeilrechts
Südostasiatische Notizen

Nach diesen etwa fünfminütigen Erläuterungen hatte ich die Gelegenheit, die anwesenden jungen Menschen einmal von der rückwärtigen Position in Augenschein zu nehmen. Sie benahmen sich recht diszipliniert und saßen aufgereiht neben- und hintereinander. Die liebe Rei rechts vorne assistierte mir, wenn es Erläuterungen und Erklärungen zu übersetzen gab, wacker bei dem von mir in Englisch abgehaltenen Unterricht ...

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... und schoss die eine oder andere Aufnahme, als ich einzelnen half, Ähnlichkeiten mit dem vor ihnen stehenden Objekt zu Papier zu bringen:

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Für das Skizzieren, Schauen und die ‚Reinzeichnung’ stand der Klasse nur eine knappe dreiviertel Stunde zur Verfügung. Ich war noch mitten bei Einzelkorrekturen, da sagte Uan, die nach einiger Zeit der Abwesenheit wieder erschienen war, bereits Worte des Dankes, die an mich gerichtet waren, aber doch etwas einstudiert wirkten. Dann war die Gruppe innerhalb von zwei Minuten verschwunden! Und aufs Neue füllte sich das Auditorium mit einer weiteren Klasse. Das war anders als besprochen. Dieses Mal waren es 31 Schülerinnen und Schüler in froher Erwartung. Etwas irritiert begann ich wieder von Neuem mit der Erläuterung der Aufgabe des Anlegens einer Zeichnung eines Stuhlgestells.
Die größte Schwierigkeit bereitete auch dieser Klasse die Darstellung als Untersicht: d.h. sie schauten, bedingt durch ihre niedrigere Sitzposition, von unten durch die (nicht vorhandene) Sitzfläche. Eine nicht ganz einfache Aufgabe, die ich ihnen aber anhand von Hilfsmitteln erläuterte.
Auch diese Gruppe hatte mich zu Beginn ‚im Chor’ begrüßt und verabschiedete sich in gleicher Weise nach gut 45 Minuten.

Während meiner aktiven Lehrerzeit in ‚D’ wären meine jungen Schülerinnen und Schüler bei derartigen Gegebenheiten rebellisch geworden. Nicht nur, weil sie das Sitzen auf dem blanken Boden nicht gewohnt sind, sondern auch weil sie zu Recht viel mehr Zeit reklamieren würden.
Danach folgte noch eine dritte Unterrichtseinheit mit einer weiteren Klasse. Eigentlich waren nur zwei Stunden ausgemacht, aber Uan musste offenbar ihr ‚Kontingent’ erfüllen. Nun war es eine Gruppe von nur 14 etwas älteren Schülerinnen und Schülern, die ich erst einmal dazu bewegen musste, etwas näher an das zu zeichnende Objekt heranzurücken.
Uan hatte ihnen eine besondere Art des Sitzens nahegelegt, indem sie ihr linkes Bein anwinkelten und ihr rechtes Bein etwas aufstellten. Der rechte Oberschenkel diente ihnen als Auflage für ihre Zeichenplatte, auf der ihr Zeichenblatt im Hochformat eingeklemmt war. Mit der linken Hand wurde die Platte gehalten, die Rechte führte die Zeichnung aus (bei Linkshändern entsprechend seitenverkehrt).

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Auch diese Gruppe setzte großes Gewicht auf minutiöses ‚Abpinseln’ und nicht so sehr auf das Erarbeiten dessen, was ‚das Wesen’ und ‚die Grundkonstruktion des Stuhlgestelles’ betrifft. Ich versuchte ihnen nahe zu bringen, erst einmal die wesentlichen Konstruktionsmerkmale des Gestells mit den Augen zu ertasten, um dann systematisch die Zeichnung skizzenhaft aufzubauen. Die Reinzeichnung findet dann anschließend anhand der skizzenhaften Vorzeichnung statt. Mit den Augen sehen lernen und nicht zu zeichnen was man meint zu sehen – das bedeutet immer wieder hinzuschauen, um es mit der Anlage der eigenen Skizze zu vergleichen (= Transfer).
Eigentlich wollte Uan ja auch, dass ich einige sehr ‚talentierte’ Schülerinnen und Schüler zur Seite nehme, um mit ihnen für die Teilnahme an dem großen Wettbewerb ‚TO BE NUMBER ONE’ zu üben, der wie vor vier Jahren bereits wieder in Nong Khai durchgeführt wird (siehe auch: SOAN 18).
Aber es war nur ein Schüler in Warteposition, der einige ‚unserer’ (besser: der von der Kommission erwarteten) damaligen Vorbereitungsarbeiten in Augenschein nahm.

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Mein ‚Einsatz’ für insgesamt 78 Schülerinnen und Schüler (von Null auf Hundert!) hatte mich am Ende etwas geschlaucht und ich war am Ende in Schweiß gebadet, etwas müde und froh, als ich nach über vier Stunden wieder in Ban Phue war.

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