HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

Dem aufgeweckten Gelegenheits- (oder auch Hobby-) Koch wird aufgefallen sein, dass Rei die Pilze zur Reinigung im Wasser ‚schwimmen’ lässt?!
Als wir in Bremen zwischen 1989 und 2003 eine ‚Feinschmeckerrunde’ hatten, war es Praxis, dass man Pilze nur bürstete, ‚entsandete’ und putzte (ich hatte mir vor dreißig Jahren extra so etwas wie eine weiche ‚Pilzbürste’ angeschafft!) – auf keinen Fall Abspülen oder gar Wässern, war damals die Devise! Angeblich nehme das Waschen den Pilzen nicht nur das spezifische Aroma, sondern die empfindlichen Myzel Fruchtkörper würden durch Kontakt mit Wasser auch ‚lätschig’. Ich versuchte das Rei vorsichtig zu erklären. Ihre Antwort: „We in Thailand do this!“ ... “When we are in Germany we can do it your way!“
Auch war mir unklar, wie sie diese Mengen an Pilzen haltbar machen wollte?!
Als ich wieder einmal nicht einschlafen konnte, suchte ich im Internet und lernte, dass die Meinungen bezüglich des Reinigens von Pilzen weit auseinandergehen! (siehe z. B. Onlineportal Merkur.de).
Befürworter des Waschens bestreiten, dass Pilze Unmengen Wasser aufnehmen würden und warnen davor, Pilze ungesäubert zuzubereiten: Substrate, auf denen Pilze wachsen, können Schadstoffe und Verunreinigungen (auch durch Tierausscheidungen) enthalten. Pilze aus dem Wald können gar mit dem lebensgefählichen Fuchsbandwurm infiziert sein.
Rei hat die Pilze noch am selben Tag nach dem Waschen und Putzen mit etwas Wasser in Kunststoffbeuteln verpackt, diese verschlossen und in unserer Kühleinheit eingefroren. Bei Gebrauch werden die Pilze dann aufgetaut, zubereitet und zum Essen gereicht. Also das Nicht-Abspülen der Pilze wird nach verschiedenen neusten Recherchen im Internet in Frage gestellt! Viele halten es hingegen inzwischen für durchaus angebracht. Eher liegt es an der Zubereitung, wenn Pilze ‚lätschig’ werden (immer kleine Mengen nacheinander anbraten oder köcheln, Wasser abgießen bzw. auffangen für eine Sauce für später) und wenig Salzen erst nach der Zubereitung (werden sonst ‚lederig’). Schreibt mir mal, was Ihr dazu meint?!

Rei war so begeistert über den Ertrag ihrer Pilzernte, dass sie Fotos (und wohl auch den Fundort) bei ‚facebook’ gepostet hat. Am Mittwochmorgen rief Rei’s beste Freundin, die sie ‚sister’ nennt, entnervt an und berichtete, dass nun dutzende fremder Pilzsammler den Wald bevölkerten. Nun ist’s kein ‚Geheimtipp’ mehr. So ist das mit den sozialen Medien.

Später an diesem 21sten August ging es zum schon erwähnten, um eine Woche verschobenen Kunstunterricht an die Schule von Uan Lady. Freundlicherweise holte uns Uan mittags in Ban Phue ab. Die Schule liegt eine knappe viertel Stunde in Richtung Ta Bo. Wir wurden bereits erwartet ... und ich war dann doch erstaunt, wie groß die Klassenverbände sind. Um es vorweg zu nehmen, wir haben in den folgenden drei Schulstunden 78 Schülerinnen und Schüler in einer Form von Teamteaching unterrichtet.
Der kreative Lernbereich, die Kunsträume für das Fach Visual Art, liegt etwas am Rande des Schulgeländes.

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Eine überdachte Fläche dient der zahlenmäßig immer größer werdenden Schülergruppe als Unterrichts-, besser Atelierräumlichkeit. Das ‚Atelier’ besitzt zu drei Seiten hin keine Wände und schließt an einer Schmalseite an einen Trakt mit vier bis fünf kleineren geschlossenen ‚Atelierräumen’ (besser Gruppenräumen) an.
In der vergangenen Woche haben verschiedene Gruppen an einem typischen ‚Koch-Ensemble’ des Isaan gearbeitet: die aufgeschichteten drei Elemente zum Dünsten von khao niao (Klebreis). Es sind von unten nach oben ‚der Ofen’/ die Feuerstelle (thau), das Gefäß zum Erhitzen des Wassers (mor nueng) und zu oberst der Korb (huad), in dem der Reis durch den Dampf des darunter erhitzten Wassers langsam gegart aber eben nicht gekocht wird (Bild unten links). Die Ergebnisse sind dann ‚das versuchte Abbild’ der Vorgabe (Bild unten rechts).

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Das zweifach geknickte Blatt scheint die einzige ‚Hilfestellung’ bei der achsialen Teilung des Blattes (und der Vertikalen) zu sein. Unberücksichtigt bleiben dabei die Perspektive der drei unterschiedlichen Gegenstände, die auch die Position des Zeichnenden und des Betrachters vernachlässigt, sowie die spezifischen Oberflächenstrukturen der völlig verschiedenen Materialien der drei Gebrauchsgegenstände.
Nach der Vorstellung meiner Person und meiner Funktion stellten sich auch einzelne Schülerinnen und Schüler – nach meiner Aufforderung – vor. Dann begrüßten mich das Auditorium von immerhin 33 Schülerinnen und Schülern.
Die nun von den Schülerinnen und Schülern zu bewältigende Aufgabe bestand darin, einen weiteren vorgegebenen Gebrauchsgegenstand – hier das Gestell eines ausgedienten Schülerstuhles (ohne Sitzfläche und Lehne, siehe Bild unten links) – aus einer sitzenden Position zu zeichnen.

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Ich versuchte die Aufgabe durch Erklärungen am Objekt (Anmalen mit gelber Kreide) und Skizzieren der einzelnen Arbeitsschritte an einer im Hintergrund stehenden Tafel zu strukturieren. Anschließend vollzog ich noch einmal jeden einzelnen Schritt des Zeichnens auf einem größeren Karton mit Zeichenkohle Schritt für Schritt (Ergebnis siehe Bild oben rechts).

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