HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

Es waren die letzten vier Tage des Monats Mai. In Bangkok hatte am Freitag (24.5.) ‚Seine Majestät der König’ – mit Gemahlin an seiner Seite – nach über 5 Jahren der Junta-Herrschaft das Parlament wiedereröffnet. Bei diesem Festakt betonte er die Bedeutung der „nationalen Sicherheit“ und des „Volkswohlbefindens“ (nach ‚Wochenblitz’ vom 25.5.), was immer Letzteres zu bedeuten hat – vielleicht mit einer guten Tasse ‚magenschonenden Bohnenkaffees’ intus ... wegen des Wohlbefindens??
In der Presse wurde eingeräumt, dass die Wahl vom 24.3. keinen eindeutigen Gewinner hervorgebracht habe.

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Der Herrscher ...

Nun seien die Augen auf die mittelgroßen Parteien gerichtet, da sie das Zünglein an der Waage darstellen, und von denen Analysten glauben, dass sie „... zur Junta-Partei Palang Pracharat tendieren. ... Die Abstimmungen für die Haussprecher sind für Samstag (25.5., d.V.) angesetzt, während der Premierminister nächste Woche so bald als möglich gewählt wird.“ (‚Wochenblitz’ vom 25.5.2019)

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... und die gewählten Volksvertreter bei der Parlamentseröffnung am 24. Mai 2019

Vier Tage später lässt die Bhumjaithai Partei verlauten, dass sie für Koalitionsgespräche mit der PPPT bereit wäre.
Bei den Nachwahlen im Wahlkreis 8 der Provinz Chiang Mai hat der Kandidat der Future Forward Partei (FFP) die meisten Stimmen erlangt – eine weitere Anerkennung dieser neuen, insbesondere unter den jungen Wählern in den größeren Städten beliebten Partei, ein weiterer Affront gegen die zur Macht strebende Junta-Partei PPPT und ihre Koalitionspartner sowie ein bemerkenswerter Erfolg vor dem Hintergrund, dass der FFP-Vorsitzende Thanathorn Juangroongruanghkit wegen seiner noch im Wahlkampf gehaltenen Anteile an einem Medienunternhemen bis zur Klärung in einem Prozess von der politischen Arbeit ausgeschlossen wurde (siehe SOAN vom Vormonat).

Auch der Filmregisseur Apichatpong Weerasethakul hatte sich in einem Interview mit der ,TIP-Zeitung für Thailand’, über das ich im März d.J. bereits ausführlich berichtet hatte, auf die Frage, was er von den zur Wahl stehenden Parteien halte, recht positiv über die FFP geäußert:
„Ich mag die Future Forward Party. Aber ich wünschte, sie wären deutlicher, was das Thema Monarchie betrifft. Aber vielleicht sind sie einfach viel klüger als ich [lacht], denn sie müssen mit anderen Parteien eine Koalition bilden.“ (‚TIP’ Jahrgang 23, März 2019)
Im April hatte die gleiche Zeitung Thanathorn gebeten, einige ‚Visionen’ seiner Partei darzulegen. Er sagte, es gehe ihm darum, „... ein demokratisches Thailand ohne Militärhegemonie, ohne politische und wirtschaftliche Korruption (zu schaffen). Die Bekämpfung der Ungleichheit im Lande ist für Thanathorn ebenso ein wichtiges Thema.“ (‚TIP’ Jahrgang 23, April 2019)

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Die wichtigsten Positionen der FFP waren bereits weit vor der Wahl, kurz nach der Parteigründung vor knapp einem Jahr, bekanntgegeben worden:
„Die erste Priorität der Partei sei, (...) sich gegen die Militärherrschaft zu wenden, das (besser ‚die’, d.V.) seit Einführung der konstitutionellen Monarchie 1932 für 19 Putsche, davon zwölf erfolgreich, verantwortlich ist.
‚Future Forward hat eine Politik, die Putsche der Vergangenheit angehören lassen’, sagte Thanathorn. ‚Wir wollen eine Zivilregierung, die über der Armee steht. Wir haben ungefähr 1400 Generäle, mehr als in fast jedem anderen Land der Welt.
(Vergleiche: in der Bundeswehr soll es knapp 200 Generäle geben, d.V.) Wir wollen die Größe der Armee reduzieren. (...) Wir wollen, dass Ausgaben des Militärs transparent sind und von einer Zivilregierung kontrolliert werden. Außerdem wollen wir die Wehrpflicht abschaffen.’“ (ebenda)

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