HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

Südostasiatische Notizen 37
vom 01. bis 30.03.2019
Ban Phue und Chantaburi in Thailand

Es ist der dritte Monat im neuen Jahr, der für Thailand – mit der Wahl des Parlaments und des Premierministers – politisch auch für die kommende Zeit sehr bedeutsam werden wird. Ob damit auch eine Zeitenwende eingeleitet wird, stellt sich erst in den nächsten Monaten heraus. Entscheidend werden neben den Wahlergebnissen vom 24.3. die Koalitionsverhandlungen sein.
Zu Beginn des Monats durchgeführte Meinungsumfragen sahen einerseits die Phue Thai Partei (mit 12,8%) vorn, andererseits wird der bisherige Premierminister General Prayut Chan-o-cha als zukünftiger Premier (mit 17%) bevorzugt. Diese widersprüchliche Positionierung entspricht der bisherigen Unschlüssigkeit der Wähler: 53,4% der Wahlberechtigten sind laut Meinungsumfrage von Bangkok Poll noch unentschieden, welcher Partei sie am 24.3. ihre Stimme geben sollen (nach: ‚der farang’ v. 4.3.2019).

Aus zwei weiteren Artikeln derselben Zeitung möchte ich zitieren, geben sie doch Aufschluss über die kulturellen Befindlichkeiten wie auch über die Bandbreite des Handelns und Denkens im hiesigen Königreich.

Zum einen wurde berichtet, dass der gegenwärtige Premierminister, General Prayut Chan-o-cha, „... sein achtes Lied mit dem Titel ‚Neuer Tag’ herausgebracht (hat)“(‚der farang’ v. 5.3.2019).

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Was hat es mit der Komponierfreudigkeit Prayuts in der heißen Phase des Wahlkampfes auf sich? Seit dem Putsch am 22. Mai 2014 hat der General und selbsternannte Ministerpräsident Thailands „... acht Songs mit nationalistischen Motiven veröffentlicht, bei denen er die Militärherrschaft als Gegenmittel für die Probleme Thailands formulierte: ‚Rückkehr zum Glück’ (2014), ‚Weil sie Thailand sind’ (2015), ‚Hoffnung und Glauben’ (2016), ‚Brücke’ (2017), ‚Diamantherz’ (2018), ‚Kampf für Nation’ (2018), ‚In Erinnerung’ (2019) und jetzt ‚Neuer Tag’“ (‚der farang’ v. 5.3.2019).

‚Neuer Tag’ soll – laut ‚der farang’ – von Sub-Lt. Pongsathorn Pojit und Master Sgt. 3rd Class Cherdsak Ritthikornkul intoniert werden.
Ob sie wie die Figur Troubadix aus den Comics Asterix und Obelix am Ende bestandener Abenteuer dem Siegesfest nur geknebelt und an einen Baum gefesselt beiwohnen dürfen???

Im Gegensatz zu Prayuts früheren Liedern fällt in seiner neuen Komposition das Wort Demokratie, wenn er schreibt:
„Träume und warte auf einen neuen Tag. Auf die Seiten der thailändischen Geschichte eingravieren. Auf dem Weg zur Demokratie für alle Thais ...“ (ebenda).
Ist das nun eine geläuterte Hinwendung ‚zu neuen Ufern’ oder nur Populismus?

Zum anderen wurde tags darauf die Entscheidung des Verfassungsgerichts zur Petition der Wahlkommission (EC) über die Auflösung der Partei Thai Raksa Chart (TRC) bekanntgegeben. Um noch einmal in Erinnerung zu rufen: diese Partei hatte die thailändische Prinzessin Ubolratana als Kandidatin für das Amt der Ministerpräsidentin vorgeschlagen und aufgestellt. Ihr jüngerer Bruder, der zukünftige (und im Mai zur Krönung ‚anstehende’) König Maha Vajiralongkorn, hatte ihr vor dem Hintergrund ihrer adeligen Abstammung und der Unvereinbarkeit mit der Thailändischen Verfassung die Kandidatur für dieses Amt verboten. Das Gericht „...hat die Thai Raksa Chart (TRC), eine der größten Oppositionsparteien, verboten. Die Vorstandsmitglieder der Partei werden zudem für zehn Jahre von der Politik des Landes ausgeschlossen. Zuvor hatte der zuständige staatliche Wahlausschuss das Verfassungsgericht in der Sache angerufen. Er warf der Partei vor; ’gegen die konstitutionelle Monarchie des Landes gehandelt’ zu haben. Die TRC darf nun an der Wahl am 24. März – der ersten nach einem Putsch des Militärs vor fünf Jahren – überhaupt nicht antreten“ (‚spiegel-online vom 7.3.2019).

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TRC-Chef Preechapol Pongpanich

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