HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

Einen Tag später schrieb die Online-Zeitung ‚der farang’:
„Der Partei Thai Raksa Chart (TRC, in etwa: Rettet die Nation) wurde zum Verhängnis, dass sie die älteste Schwester des Königs, Prinzessin Ubolratana (67), zum Premierminister machen wollte. So etwas gab es in Thailand noch nie.
Das Verfassungsgericht wertete die Aufstellung der Prinzessin am Donnerstag als verfassungswidrigen Angriff auf die Monarchie. Die TRC wurde für aufgelöst erklärt. Bei der Wahl darf sie gar nicht erst antreten. Kritiker betrachten das Urteil als einen weiteren Rückschlag auf dem Weg zurück zu Demokratie.
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Preechapol Pongpanich spricht am 7.3.2013 vor dem Verfassungsgerichtsgebäude in Bangkok

Aus Sorge vor gewalttätigen Protesten wurde das Gerichtsgebäude am Donnerstag von mehreren Hundert Sicherheitskräften geschützt. Über Zwischenfälle wurde zunächst nichts bekannt. Bei der Wahl treten insgesamt mehr als hundert Parteien an. Wegen Änderungen im Wahlsystem steht bereits fest, dass das Militär großen Einfluss behält – unabhängig davon, wie die Wahl ausgehen wird.
Uneins sind sich die Experten, welche Auswirkungen das Verbot von TRC auf den Ausgang haben wird. Viele vertreten die Meinung, dass die Chancen des amtierenden Premierministers Prayut gestiegen sind, sich an der Macht zu halten. Es gibt aber auch die gegenteilige Auffassung. Demnach könnte die Opposition durch das Verbot Auftrieb bekommen“
(‚der farang’ v. 8.3.2019).

Zur gleichen Zeit fand ich in der Zeitung ,TIP - Zeitung für Thailand’ vom März 2019 ein bemerkenswertes Interview mit dem Filmregisseur Apichatpong ‚Joe’ Weerasethakul zu seiner Einschätzung der Kunst als Mittel der Veränderung und zu seiner Meinung über den Zustand der gegenwärtigen thailändischen Gesellschaft, in dem er sich recht konträr zu den landläufigen Stimmen äußert. Der achtundvierzigjährige Apichatpong zählt zu den anerkanntesten Personen der thailändischen Kulturszene und wurde vielfach international ausgezeichnet (2008: Medaille Chevalier-des-Arts-et-Lettres in Frankreich; 2010: Goldene Palme für seinen Film ‚Lung Boonmee raluek chat’ [‚Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben’] bei den 63. Filmfestspielen in Cannes; 2012: Gestaltung einer Großplastik in Gemeinschaftsarbeit mit dem Künstler Chi Siri auf der documenta 13 in Kassel; 2012: Juryvorsitz des 65. Internationalen Filmfestvals in Locarno; 2016 wurden drei seiner Filme [‚Song sattawat’, ‚Tropical Malady’ und ‚Uncle Boomee erinnert ...’] von der BBC zu den 100 bedeutendsten Filmen des 21. Jahrhunderts eingestuft.)

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Der thailändische Filmregisseur Apichatpong Weetrasethakul

In dem Interview mit der Zeitung TIP äußert er sich recht differenziert über Entwicklungen, Historie und Stand der thailändischen Gesellschaft am ‚Vorabend der Wahlen’. Der Filmregisseur hat lange Zeit in der Mitte des Isaan in Khon Kaen gelebt. Hier wuchs er in einer mittelständischen Familie auf, hier wurde er sozialisiert und verbrachte entscheidende Jahre der Jugend und seines Heranwachsens.
Immer wieder kehrte er hierher zurück, um Filme zu drehen mit zum Teil hier gebürtigen Laiendarstellern, die ihm auch wichtige Impulse für sehr feinfühlige Filme ,am Puls der Zeit’ gaben. Charakteristisch für Filme aus Thailand wie auch in der übrigen Kunst und im (insbesondere politischen) Verhalten vieler Menschen Thailands ist, dass Themen nie direkt angesprochen werden, ob in der Literatur, der Bildenden Kunst oder eben im Film. In seinem Interview sagt er:
„Wenn wir Filme machen, dann ist es unmöglich, die Wahrheit zu zeigen. Das gilt auch für Texte. Es ist alles subjektiv. Ich glaube, das liegt daran, dass es so viele verschiedene Stimmen gibt. Aber natürlich gibt es nur eine Stimme in den Geschichtsbüchern, die sehr Angst einflößend ist. Sogar heutzutage werden viele Dinge nicht erwähnt.“ (TIP a.a.O.)

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