HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

Drei Tage später, am 8.2., schlug die Nachricht, dass sich Prinzessin Ubolratana Mahidol als Kandidatin der Thai Raksa Chart Partei (TRCP) für das Amt der Ministerpräsidentin bewerben würde, wie eine Bombe ein. ,Der farang’ schrieb dazu: „Ihre Königliche Hoheit geht für eine Partei ins Rennen, die von Anhängern des ehemaligen Premierministers Thaksin Shinawatra getragen wird. Es ist das erste Mal in der Geschichte Thailands, dass sich ein Mitglied des Königshauses bei einer Parlamentswahl bewirbt.“

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Auch der Chef der thailändischen Militärjunta Prayuth Chan-o-cha bestätigte am selben Tag, er werde am 24. März als Premierministerkandidat antreten, wie erwartet für die der Junta nahestehende Phalang Pracharat Partei (PPP).
Die Kandidatur der Prinzessin hatte – wie man so schön sagt – ‚niemand der politischen Beobachter auf dem Zettel’! Sie war bisher politisch nicht in Erscheinung getreten. Es wäre das erste Mal in der 86-jährigen Geschichte dieser konstitutionellen Monarchie, dass ein Mitglied der königlichen Familie ein politisches Amt anstreben würde. Die TRCP ließ über ‚Khaosod’ und dann auch über den ‚Wochenblitz’ verlauten:
„‚Die thailändische Raksa-Chart-Partei ist zutiefst geehrt, dass sie die Freundlichkeit von Ubolratana Mahidol erhalten hat, weil sie die Nominierung der Partei als Premierminister akzeptierte’, gab die Partei in einer vorbereiteten Erklärung bekannt. Die unmittelbarste Folge ist die wahrscheinliche Herabwertung der Phalang Pracharat Partei, einer Pro-Junta-Partei, die von Mitgliedern des Militärregimes gegründet und angeführt wird. Der Militärsoldat, der seit dem Putsch 2014 in Thailand regierte, General Prayuth Chan-ocha, sollte Phalang Pracharats Nominierung annehmen“ riet die Onlinezeitung ‚Wochenblitz’ am 8. Februar 2019 dem kandidierenden General.
Es dauerte keine 12 Stunden, bis sich ihr Bruder, der im Mai zur Krönung anstehende König Rama X, zu Wort meldete. Obwohl Prinzessin Ubolratana, die älteste Tochter des verstorbenen Königs Bhumibol Adulyadej (Rama IX), vor Jahren durch ihre Heirat mit einem Bürgerlichen (Amerikaner) den höchsten Prinzessinnentitel Chao Fa verloren hatte und von diesem Zeitpunkt kein Mitglied der engeren Königsfamilie mehr war (sie nahm den nach amerikanischen Recht den Namen Julie Jensen an), sprach ihr Bruder Seine Majestät König Maha Vajiralongkorn ein Machtwort und verbot seiner Schwester durch ein Dekret, für das Amt des Premierministers zu kandidieren. Der ‚Wochenblitz’ gab am Samstag, den 9. Februar bekannt:
„Seine Majestät, König Vajiralongkorn, bat am Freitagabend seine Schwester um Entschuldigung, da sie nicht Premierministerin werden könne. Nach einem Tag, an dem angekündigt wurde, dass Ubolratana Mahidol zum nächsten thailändischen Ministerpräsidenten ernannt werden könnte, gab der König bekannt, dass sie kein politisches Amt ausüben könne.
Obwohl Ubolratana auf ihren Titel verzichtet hatte, ’lebt sie immer noch als Mitglied der Chakri-Dynastie’ und ‚ein hochrangiges Mitglied der königlichen Familie in die Politik einzubeziehen, egal in welcher Weise, ist gegen die alte königliche Tradition und die nationale Kultur und als höchst unangemessen angesehen’, sagte der König in einer Erklärung, die kurz vor 23 Uhr landesweit ausgestrahlt wurde.

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‚Wochenblitz’ v. 9. Februar 2019

In allen (thailändischen d.V.) Verfassungen – einschließlich der aktuellen – heißt es, ‚der König bleibt über der Politik’, was auch bedeutet, dass die Königin, der Erbe und die unmittelbare Familie des Königs ‚politisch neutral’ bleiben müssen und ‚keine politische Position einnehmen können, da es ein Verstoß gegen die Verfassung und die Tradition der konstitutionellen Monarchie ist.“ (ebenda)

Daraufhin musste die thailändische Raksa Chart Partei (TRCP) ihre Spitzenkandidatin für das Amt der Premierministerin zurückziehen und ihren für Samstag, den 9.2. geplanten Beginn ihrer Wahlkampagnen in Bangkoks Chinatown absagen. Am selben Tag benannte die Pro-Junta-Partei Phalang Pracharat (PPP) ihre Kandidaten: es sind neben dem bereits international bekannten (bisher durch ‚eigene Gnaden’ eingesetzten) General Prayut Chan-o-cha (unten in der Mitte) der bisherige Industrieminister Uttama Savanayana (unten links) und der bisherige stellvertretende Ministerpräsident Somkid Jatusripitak (unten rechts):

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