HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

Zuvor hatte es direkt nach Ausstrahlung der öffentlichen Probe harsche Kritik in den ‚sozialen’ Medien und in der internationalen Presse ob des Nazi-Outfits von ‚Namsai’ gegeben. Dazu ‚der farang’ vom 28.1.2019:
„Der Vorfall ereignete sich, als sich die Welt auf den Internationalen Holocaust-Gedenktag am 27. Januar zum Gedenken an Millionen Todesopfer durch die Nazis vorbereitete. ‚Die israelische Botschaft in Thailand drückt ihren Schock und ihre Bestürzung über die von der BNK 48-Sängerin getragene Nazi-Ausstattung aus’, schrieb die Botschaft am Samstag auf Facebook. ‚Das Tragen von Nazisymbolen durch die Sängerin verletzt die Gefühle von Millionen Menschen auf der ganzen Welt, deren Angehörige von den Nazis ermordet wurden.’ Deutschlands Botschafter hat die Mitglieder der Mädchengruppe BNK48 zu einer Diskussion über den Terror der NS-Diktatur in die Botschaft eingeladen. Botschafter Georg Schmidt sagte in seinem Twitter-Beitrag am Sonntag, er teile den ‚Schock und die Bestürzung’ des israelischen Botschafters Shapira Smada über den Vorfall am Freitagabend.“
Teilweise erschreckend empfand ich Kommentare im Leserforum der Onlinezeitung auf diese Pressemeldung hin. Da wurde das Hakenkreuz als ‚Symbol‚ das bereits 16000 Jahre vor Christus auftauchte’ verharmlost und dem Botschafter angeraten, diese ‚Bildungslücke zu schließen’. Nun wissen viele Menschen, dass zwischen dem ‚Swastika’, dem Symbol für Leben, auch als Schöpfung und Ewigkeit dargestellt und dem von den Nazis benutzten Symbol ein Unterschied besteht (siehe auch: die Ausführungen des österreichischen Medienwissenschaftlers Peter Diem.)
In Asien wird das Swastika häufig als linksdrehendes Symbol verwendet (d.h. die sog. Haken ‚bewegen’ sich gegen den Uhrzeigersinn). Die Nutzung des Symbols durch die Nazis bezieht sich auf das Symbol, das bereits die Kelten als (rechtsdrehendes, dem Uhrzeigersinn entsprechendes) Symbol angewandt haben (auf kultischen Gefäßen, auf Waffenknäufen und auf Fibeln/Gürtelschnallen). Das Hakenkreuz kann – nach Peter Diem (a.a.O.) „...als Sonnensymbol und Symbol des Lebens, als Zeichen für die vier Windrichtungen, die vier Elemente, die vier Jahreszeiten etc. aufgefasst werden. Meist wurde es in seiner langen Geschichte auf ornamentale Weise – als alleinstehendes Symbol oder in Reihen bzw. Bordüren – verwendet. Das Hakenkreuz war in ganz Asien mit Ausnahme Persiens sowie im indischen Kulturkreis verbreitet – aber auch in Nord- und Südamerika, in Zypern, West- und Nordeuropa sowie in der keltischen Kultur.“

Das friedliche Image hat dieses Symbol spätestens seit dem Hitler-Faschismus verloren. Von den Nazis wurde dieses Symbol benutzt, genauso wie das Rot ihrer Fahne (aus den Freiheitsbewegungen der letzten Jahrhunderte: Hitler schrieb zur roten Farbe der Fahne in ‚Mein Kampf’ vom ,sozialen Gedanken der Bewegung’ – deshalb dann auch der Euphemismus: National Sozialistische Deutsche Arbeiter Partei, anstatt Nationale Partei Deutschlands, da zu der Zeit sozialistische Ideen und Selbstbewusstsein in der Arbeiterschaft sehr populär waren). Fehlt noch der weiße Grund, die weiße Scheibe, auf dem sich das Hakenkreuz befindet, der auch ‚glänzende Zukunft und den Mond ’ symbolisiert (wie auch in der Flagge von Laos).
Im Fall der Nutzung des Symbols der Swastika durch die Girlband BNK48 ist es dagegen eindeutig: der T-Shirt-Aufdruck entspricht in Farben und grafischer Anordnung der Kriegsflagge Hitlerdeutschlands, unter der große Teile West-, Ost- Süd- und Nordeuropas von 1939 bis 1945 leiden mussten.

In meinem Heimatland gibt es seit ca. der Zeit, in der ich meinen ersten längeren Aufenthalt hier in Thailand hatte, eine immer stärkere Veränderung der politischen Situation in Deutschland.
Verfolgt habe ich diese Entwicklung durch die internationalen Medien und deutsche Nachrichtensendungen. Der Zulauf bei rechten Protesten hat seit der Einreise durch Geflüchtete und Migranten aus unterschiedlichen Ländern, speziell aus dem Süden und Südosten, offensichtlich neue Nahrung erhalten. Anfänglich positive Gefühle und freundschaftliches, offenes Verhalten gegenüber den Ankommenden begannen in das Gegenteil zu kippen. Aus dem Klima der Unsicherheit gegenüber ‚dem Fremden’ entstand Rassismus und offene Fremdenfeindlichkeit. Immer stärker griffen eindeutig rechte Positionen um sich. Gruppierungen fanden sich zusammen und versuchten, gegen Einwanderungswillige und Positionen, die sich für Einwanderungen einsetzten, Stimmung zu machen und positionierten sich nahezu ausschließlich über das Schüren der Ängste vor angeblichen Gefahren der Zuwanderungspolitik. Probleme der sozialen Lage, des Verkehrs, der Umwelt, der Klima-Veränderung oder der Gesundheitspolitik? – Fehlanzeige!
Diese und auch andere Organisationen wissen mit der Unsicherheit der Menschen umzugehen und zu polarisieren. Mit Erfolg, wie die Ergebnisse von Kommunalwahlen und dann auch die Bundestagswahlen im Herbst 2017 bezeugen.
Interessanterweise ist die Anhängerschaft in den neuen Bundesländern größer, obwohl sich in diesen Bundesländern prozentual deutlich weniger Geflüchtete und Migranten aufhalten. Auch finden die Stimmungsmacher in Gegenden Zuspruch, in denen die Arbeitslosigkeit höher ist. ‚Soziale Kälte’ wird von einem zunehmend großen Teil der Bevölkerung empfunden. Sie fühlen sich durch ihre Situation als ,sozial abgehängt’ (auch fehlen Maßnahmen der Regierungskoalition, diese Situation zu ändern). Dieser ‚abgehängte Teil’ scheint in der ‚Berliner Republik’ keine Lobby zu haben, die Regierungsparteien sprechen eine andere Sprache! Es fällt dann auch schon mal der Begriff der ‚Elite in Berlin’. Die ‚Abgehängten’, zu denen sich auch große Teile des Mittelstandes zählen, suchen nach Fürsprechern in der Opposition.
Auf diesen Zug der Entwicklung schwingen sich rechte, rassistische Trittbrettfahrer auf und versuchen weiter zu polarisieren. Effekt ist, dass diese z.T. ‚selbsternannten und z.T. auch gewählten Volksvertreter’ über vereinfachende Erklärungen und noch einfachere Lösungen mit rechten, rassistischen Parolen Menschen um sich scharen.

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