HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

Südostasiatische Notizen 6
vom 01.10. bis 30.10.2014
Ban Poon/ Ban Phue 30.10.2014

In der ersten Vollmondnacht des Oktobers wird in Thailand Oog Phansa gefeiert. Dieser hohe buddhistische Feiertag fiel in diesem Jahr auf den 8. Oktober. Außerdem stand an diesem Abend für Südostasien eine totale Mondfinsternis im Kalender!

Bildschirmfoto2014-10-09

Der so genannte Blutmond: Die totale Mondfinsternis in Südostasien. ‚Die Kröte verschluckt den Mond!’

In Thailand hört man zur Erklärung dieses Naturereignisses häufig, dass eine große Kröte am Himmel den Mond verschlucke und nur durch das Zünden von Böllern und das Abbrennen von Feuerwerkskörpern veranlasst werden könne, ihn wieder auszuspucken, und ... es wirkt!

Oog Phansa ist der letzte Tag der drei Monate währenden Fastenzeit der Mönche. Anlass ist die Erinnerung an Buddhas Rückkehr ‚aus dem Himmel’, nachdem er dort eine Fastenperiode lang ‚gepredigt’ hatte. An diese Fastenperiode schließt sich direkt Krathin an, der Monat, in dem die Mönche traditionell von den Gläubigen mit neuen Roben ausstaffiert und/oder anderweitig beschenkt werden.

An diesem Tag sind Schulen, Hochschulen, Banken, Ämter und viele kleinere Geschäfte geschlossen. Zu Oog Phansa sind die meisten thailändischen Haushalte damit beschäftigt, Kanum zuzubereiten, eine Süßspeise, gekocht aus fein geraspeltem Kokosnussfleisch, Zucker und Wasser, verrührt mit einer Prise Salz. Die Masse wird im kalten Zustand fest und nicht nur in den Familien verzehrt, sondern auch als Opfergabe den Mönchen gereicht.

Außerdem wird dieser Festtag mit Khom Fay (Himmelslaternen) und einem Feuerwerk bunter Raketen zelebriert (dieses Jahr zusätzlich zum Erschrecken der großen Kröte), im Ergebnis ein Geböllere wie bei uns zu Silvester!

Ich besuchte bereits am Vortag Heinz in Udon Thani, um mit ihm dort unsere erste Doppelstunde Thaiunterricht zu absolvieren (mehr dazu in der Novemberausgabe der SOA-Notizen).

Am folgenden Abend des Oog Phansa waren wir wieder in Udon Thani und gerieten auf der Suche nach einem Markt in den Festtagstrubel vor den Toren des Wat Phothi Somphon. Wir wurden von den feiernden Menschenmassen durch eines der Eingangstore in das Innere der Tempelanlage, die durch hohe Mauern von der übrigen Stadt abgeschirmt ist, hinein geschwemmt und erlebten eine sehr feierliche Atmosphäre (- leider hatte ich an diesem Abend meine Kamera nicht dabei, so dass ich die Stimmung nur mit schlichten Worten wiederzugeben versuchen kann.)

Überall waren Zelte und Zeltdächer errichtet sowie Stände mit Devotionalien für die Zeremonie und die Verpflegung der Gläubigen. Hunderte brennende Kerzen verbreiteten durch das flackernde gedämpfte Licht eine andächtige Stimmung.

Der im Halbdunkel des in der Mitte des Tempelbereiches stehenden Chedie wird von hunderten Buddhisten im Uhrzeigersinn schreitend umrundet. Jeder hält Räucherstäbchen und eine Lotusknospe vor der Brust, um diese später mit einem Gebet an den Treppen des Chedie abzulegen bzw. die Räucherstäbchen in einen mit Sand gefüllten Behälter zu stecken.

Heinz und ich wollten uns dieser Zeremonie aus Glaubensgründen aber nicht anschließen und so fuhren wir an den See des nahe gelegenen Nong Phra Jak, einem Park im Zentrum Udon Thanis, um zu Abend zu essen.

Von unserem Tisch aus genossen wir bei gebratener Ente - wohl nicht aus dem See ??! - die schöne abendliche Atmosphäre mit dem recht großen See im Mittelgrund. Die Wolkenschleier verzogen sich und wir wurden des letzten Drittels der Sonnenfinsternis gewahr. Ein einmaliger Anblick, mit dem zweidrittel Mond und den ersten Himmelslaternen, die langsam in den immer dunkler werdenden Abendhimmel entschwebten.

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