HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

Südostasiatische Notizen 43
vom 01. bis 30.09.2019
Ban Phue/ Thailand und Umgebung

Der Monat September begann mit sinkenden Temperaturen und nächtlichem Dauerregen, so wie das Wetter in den letzten Augusttagen. Diese Wetterlage führte in den Regionen in der Mitte des Isaan (um Khon Kaen), aber auch weiter im Süden, zu einer Vielzahl von Überschwemmungen.
Wir hier im äußersten Nordosten blieben vorerst davon weitgehend verschont. Allerdings fiel der für den 28.8. geplante Unterricht an Uans Schule regelrecht ins Wasser. Das Areal vor dem Bereich ‚Visual Arts’ stand schon in der Woche zuvor, als Rei und ich den Unterricht für drei Stunden gestalteten, unter Wasser. Der Zugang zum Unterrichtsatelier war mit provisorischen ‚Brücken’ durch längere Bretter gewährleistet. Als wir Uan am Dienstagabend vor unserem geplanten Unterricht anriefen, erzählte sie uns, dass bereits eine Schülerin beim Queren der Bretter gestürzt war und sich das Schlüsselbein gebrochen hatte. Die Schulleitung hatte infolgedessen davon abgesehen, am Mittwoch in den ‚unsicheren’ Atelierräumlichkeiten Unterricht abhalten zu lassen ... also wiederum verschieben um eine weitere Woche, dieses Mal von Seiten der Schule.

Am 29. August waren wir noch einmal mit Noi (Sawanit Pimsarn), meiner Künstlerbekanntschaft aus Udon Thani verabredetet.
Wir trafen uns wieder vor dem Central Plaza im Stadtzentrum und dieses Mal fuhren wir mit seinem Nachbarn, der ein Samlor besitzt, direkt zu Nois kombiniertem ‚Schlafzimmer mit Atelierwand’.
Auf dem Weg dorthin zeigte er uns seine neue Bleibe, die – mit einem passablen Bad eingerichtet – etwas größer als seine Einraumwohnung ist.
In der alten Wohnung stapelten sich, bereit für den Umzug, inzwischen alle seine größeren Arbeiten sowie seine Utensilien und Mappen.
Ich half ihm, sein bemerkenswertes letztes Bild ‚Political puppets – and blind buffalos’ (Bildmaße: 175 x 140 cm, Aryl auf Leinwand) nach draußen auf den Vorplatz der Häuseransammlung zu tragen, wo wir es an den Samlor seines Nachbarn lehnten. Dort hatte ich zum Fotografieren genug Abstand zum Bild und bessere Lichtverhältnisse:

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‚Political puppets – and blind buffalos’ von Sawanit (Noi) Pimsarn

Bereits im letzten Monat habe ich dieses Bild in meinen SOAN 42 vorgestellt.
Die Komposition ist durch eine deutliche ‚Zweiteilung’ einer Landschaft gekennzeichnet, einer ‚Guckkastenbühne’ gleich, mit der Ausnahme des Gesichts im Halbprofil in der rechten oberen Ecke, das der collageartig angelegten Landschaft eine besondere Nuance gibt.
Noi gab mir auf Nachfrage noch einige zusätzliche Informationen.
Ich beginne links unten:
Dort ist eine brüchige, trockene ‚Reislandschaft’ zu sehen mit einem graubraunen Büffel und einem ‚öligen’ Tümpel im Vordergrund sowie einigen spärlichen Reispflanzen, einem verdorrten Baum und einer Unterstandshütte, wie man sie aus der Agrarlandschaft im Nordosten Thailands kennt. Angedeutet und noch in der Entstehung begriffen, drei Bauern, das vertrocknete Reisfeld bearbeitend. Auf dem Rücken des Büffels im Zentrum dieses Bildausschnitts sitzt eine Person, die hinauf zu den Political Puppets schaut ... den Blick gleichsam ‚aufwärts’ in ‚die Zukunft’ gerichtet?!

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Rechts davon sind die sehr farbenfrohen (‚blinden’) Büffel, vor dem Demokratiedenkmal Bangkoks liegend, sichtbar. Oben links sind im Anschnitt zwei in den Reisfeldern steckende hun krabok-Puppen zu sehen.

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Die Büffel hat Noi zwischenzeitlich weiter ausgearbeitet, die Reisfelder reichen bis dicht an das Demokratiedenkmal heran und die ‚blinden Büffel’ im Vordergrund sollen in ihrer verschiedenfarbigen Erscheinung (Gelb, Rot, Orange und Blau) der verschiedenen Parteizugehörigkeit (oder ‚Hörigkeit’) entsprechen. Der Begriff khwaai – thailändisch für Büffel – ist in keiner Weise schmeichelhaft, besonders wenn er im Zusammenhang mit Menschen, hier ‚den Wählern’, verwendet wird, und eher als sehr abwertend zu begreifen. Für Noi durchschauen diese Büffel nicht die Zusammenhänge von Wahlen und ihrer zu erduldenden Lebenssituation.
Das Spiel der ‚Puppen’ wird nicht erkannt!
Wir kennen den Begriff des ‚Stimm-Viehs’ aus unserer wechselhaften Geschichte der Parteien im Kaiserreich, der Nazi-Diktatur und des immer wieder neu aufgelegten ‚Parlamentarismus’.

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