HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

Die zweite beunruhigende Nachricht zum Monatswechsel Juni/ Juli betrifft Auseinandersetzungen zwischen politisch Andersdenkenden, die sich in zunehmender Bereitschaft zu Hassreden, körperlichen Auseinandersetzungen oder gar Verschwinden von Oppositionellen ihre Bahnen brechen.
Noch im Juni berichtet der ‚Farang’ (am 29.6.) über einen Überfall gegen den politischen Aktivisten Sirawith ‚Ja New’ Seritiwat (27 J.), der im Nordosten Bangkoks angegriffen und geschlagen worden sei. Vier unbekannte Männer mit Holzstöcken hatten ihm vor seinem Haus im Kannayao-Viertel aufgelauert. Die Männer ließen erst von ihm ab, als Passanten dem Überfallenen zu Hilfe eilten. Er wurde mit schweren Kopfverletzungen ins Hospital Nawarnin überstellt.

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(‚der farang’ vom 1.7.2019)

Bereits knapp vier Wochen zuvor war er in der Nähe eines Bangkoker Gerichts zusammengeschlagen worden. Laut Presse werden Anhänger der Junta für diese Taten und weitere Überfälle verantwortlich gemacht.

Ein weiterer mysteriöser Fall beschäftigt die Sicherheitsbehörden. Seit geraumer Zeit ist der prominente Karen-Aktivist Porlajee ‚Billy’ Rakchongcharoen spurlos verschwunden. Er wurde das letzte Mal im April 2014 gesehen, also einen knappen Monat vor dem Militärputsch, als er von Beamten des Kaeng Krachan-Nationalparks von Phetchaburi festgenommen wurde. Er soll laut ‚Wochenblitz’ (vom 13.7.) im ‚Konflikt mit Nationalpark-Beamten’ gestanden sein. Die Behörde selbst hat sich über diese Auseinandersetzung und sein Verschwinden in widersprüchliche Informationen verwickelt.

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Insgesamt ist festzustellen, dass in vielen Ländern zunehmend Hassreden, Fake News und zunehmende Gewalt zu beklagen sind. Es scheint ein Phänomen auf dem gesamten Erdenrund zu sein. Also nicht nur hier, sondern auch in den USA, Europa und Deutschland fallen besonders ‚politisch Andersdenkende’ zunehmend durch aggressives Auftreten auf. Ich kann mich eigentlich nicht daran erinnern – bis auf die siebziger Jahre in Deutschland – , dass Gewalt in Wort und Tat in den achtziger und neunziger Jahren ein vermeintlich probates Mittel politischer Auseinandersetzung gewesen wären?! Erst mit den undurchsichtigen Taten des NSU scheint diese Art der Auseinandersetzung wieder an unsäglicher ‚Popularität’ zu gewinnen. Auffällig sind diese Auswüchse vor allen Dingen im Netz auf ‚Youtube’ und ,Facebook’, wo rechte Rassisten (aber auch Trolle) versuchen, bei jedwedem Thema mit ausländerfeindlichen und rassistischen Äußerungen oder auch geschichtsverfälschenden Äußerungen Stimmung zu machen.
So auch hier: am 5.7. zitierte ‚der farang’ den Wissenschaftler und Friedensanwalt Chaiwant Satha-anand, der davor warnt, „ ... dass die Gewalt, die durch unterschiedliche politische Ideologien verursacht wird, aufgrund von Hassreden und Fake News zunehmen wird. Es wird mehr körperliche Angriffe geben’, sagt Professor Chaiwat, Experte für Politikwissenschaft an der Universität Thammasat, am Mittwoch (3.7., d.V.) in der Universität Chulalongkorn bei einem Seminar über Gewalt und Hassreden in der Gesellschaft.“
Er nahm in diesem Seminar auch Bezug auf die Angriffe auf den politischen Aktivisten Sirawith ‚Ja New’ Seritiwat.
„,Die Konflikte werden weitergehen, obwohl die Regierungen, einschließlich der vom Militär geleiteten Prayut-Chan-o-Cha-Administration, versucht haben, rivalisierende Gruppen zu versöhnen’, so Chiawat. Einige der Faktoren, die Konflikte vertiefen, sind laut dem Professor Hassreden und gefälschte Nachrichten, die in den sozialen Medien veröffentlicht werden.
,Meine große Sorge ist, dass Menschen leicht an das glauben, was sie sehen oder lesen, ohne zu prüfen, ob es sich um Tatsachen handelt’, fügte Professor Pirongrong an. Vanchai Tantivitayapitak, Schriftsteller und ehemaliger Redaktionsleiter von PPTV, beunruhigt die Denkungsweise der Thais, denen beigebracht werde, zu gehorchen und fügsam zu sein. ,Diese Erziehung ist ideal, damit falsche Nachrichten und Hassreden gedeihen’, sagte er.“
(,der farang’ v. 5.7.2019)

Dieses Phänomen des ‚Glaubens, was einem da vorgesetzt wird’ und der gezielten Falschinformation trifft auf meist jüngere Menschen, die nicht über das Werkzeug kritischer Rezeption von Nachrichten und ‚Fakten’ verfügen, weil ein kritischer Umgang mit Informationen und deren Hinterfragung weder hier noch in vielen Fällen in vermeintlich ‚aufgeklärten’ Ländern gelehrt und gelernt wird. Es gibt unzählige Beispiele im ‚Netz’, vor allen Dingen bei Youtube-Kommentaren, wo bewusst geschichtsverfälschende Kommentare zu lesen sind (vom Leugnen des Holocaust über ‚Deutschland wurde im 2. WK überfallen’ bis hin zu aktuellen Falschmeldungen von ‚Übergriffen von Ausländern’, die nicht oder anders stattgefunden haben). Interessant ist, dass diese Fake News meist aus der ,Fraktion’ kommen, die gerne den Begriff ‚Lügenpresse’ in ihrem Vokabular benutzt. Nach dem Motto, man muss es nur häufig sagen, irgend etwas bleibt hängen?!!

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