HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

Bereits vor drei Monaten wurde in der Mai-Ausgabe der deutschen Zeitung TIP in einem längeren Artikel die zentrale Frage gestellt: ‚Lohnt sich die chinesische Schnellbahn?’
Die Zeitung lässt in diesem Artikel verlauten, dass zwar die Bangkoker Regierung den Bau der Schnellbahn vorantreiben würde, aber auch, dass die thailändische Öffentlichkeit nicht viel über dieses Projekt erfahren würde.
Das Blatt mutmaßt, dass die thailändischen Verantwortlichen langfristige Pläne mit chinesischen Entwicklern gemacht hätten, die kaum noch umkehrbar wären. Es wird angenommen, dass die Pläne des Militärs bereits im letzten Jahr so weitgehend festgezurrt worden seien, dass es der neuen Regierung unmöglich ist, irgend etwas zu ändern.
Was steckt genau hinter diesem Projekt und welchen Zweck könnte diese Bahnlinie erfüllen?
Im Januar und später noch einmal im März habe ich das Teilstück der alten Schmalspurstrecke zwischen Udon Thani und Korat befahren.
Die Zeitung ‚TIP ZEITUNG FÜR THAILAND’ (23. Jahrgang vom Mai 2019) umschreibt das Projekt in folgender Weise:
„Das Projekt wird Bangkok mit Nong Khai in Nord (-Ost, d.V.) -Thailand verbinden. Nong Khai liegt am Grenzfluss Mekong. Eine Brücke (Friendshipbridge, d.V.) führt hinüber. Auf der anderen Seite ist es nicht weit (20 Km, d.V.) bis zur laotischen Hauptstadt Vientiane. Dort können Passagiere dann umsteigen. Die Strecke führt weiter von Vientiane nach Kunming in (Süd-, d.V.) China (in der Provinz Yunnan, es ist gleichzeitig der Eisenbahnknotenpunkt der Südstrecken nach Vietnam und Singapur sowie der Weststrecke nach Myanmar und der Ost- Nordost- und Westverbindungen innerhalb Chinas, d.V.).
Gebaut wird die Strecke mit moderner chinesischer Schnellzug-Technologie.
Die thai-chinesische Schnellbahn ist das Flaggschiff der chinesischen Belt and Road Initiative (BRI) ...

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... Die Chinesen wollen so den Handel mit den Nachbarländern erleichtern, haben aber auch vor, diese Länder von China abhängig zu machen.“

Global gesehen scheint dieses BRI-Projekt seinen Zweck zu erfüllen, vor allen Dingen, wenn man dieses mit anderen BRI-Projekten vergleicht. Auch der IWF (Internationale Währungsfond) und die Weltbank haben das Projekt positiv und als ‚unterstützenswert’ beurteilt.
„Die Verbindung mit Vientiane ist eine Schlüsselstrecke, die sich positiv auf Thailands Wirtschaft auswirken kann. Die Handelskosten werden reduziert, die Immobilien entlang der Strecke gewinnen an Wert.“ (ebenda Seite 8)
Die Redakteure der Zeitung sind der Auffassung, dass die thailändische Verhandlungsführung mit ‚den Chinesen’ und den Geldgebern gute Verhandlungsergebnisse erzielt hätte.
„Wichtig ist, dass das thai-chinesische Eisenbahnprojekt vermutlich nur einen mittleren, dennoch signifikanten Einfluss auf Thailands Schulden hat.
Die thailändische Regierung hat die erste Phase des Baus mit 179 Milliarden Baht
(ca. 5,1 Milliarden €, d.V.) budgetiert. Das umfasst ungefähr die Hälfte der Strecke von Bangkok nach Nong Khai. Die gesamte Strecke soll um die 300 Milliarden Baht (ca. 8,6 Milliarden €, d.V.) kosten. Das sind zwei Prozent der thailändischen Wirtschaftsleistung von 2017.“ (ebenda)

Natürlich sind das noch nicht die endgültigen Kosten! Das wissen wir nur zu gut aus Europa, wo es auch ähnliche Infrastruktur-Projekte gegeben hat und noch gibt, die ein Mehrfaches dessen verschlingen, was man ursprünglich veranschlagt hatte.
„Doch anders als bei einigen anderen BRI-Ländern ist der Ausgangspunkt Thailands gar nicht so schlecht, da sich das Land nicht von vornherein wegen des Projekts stark verschuldet. ... Die ‚alte Regierung’ schätzt(e noch, d.V.), dass 80 Prozent des Projekts mit Krediten einheimischer Banken finanziert werden, die vom starken Baht dominiert werden (auf das Thema ‚starker Baht’ werde ich später noch einmal zurückkommen müssen, d.V.). Die restlichen Kosten sollen im Ausland in US-Dollar aufgenommen werden. Die Zinsen sollen um die zwei oder drei Prozent betragen.“ (ebenda)
Allerdings konstatiert der Autor, dass – trotz zuvor positiv stimmender Ausgangs- und Finanzierungssituation – der Teufel doch oft im Detail stecke.
Als ,Pferdefuß’ könne sich seiner Meinung nach erweisen, dass es von Nong Khai nach Bangkok gleich zwei Eisenbahnstrecken geben solle.
Die eine sei die bereits bestehende eingleisige Schmalspurbahn, die gegenwärtig zu einer zweigleisigen Strecke ausgebaut wird. Die Kosten dieses Ausbaus sollen bei 80 Milliarden Baht (ca. 2,3 Milliarden €) liegen. Auf diesen Gleisen werden auch gegenwärtig bereits Fracht und Passagiere befördert.

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Zwischen Korat und Khon Kaen bereits verlegte zweite Schmalspurstrecke mit einer Überführung für Straßenfahrzeuge

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Zweispurige Schmalspurstrecke mit im Bau befindlicher kleiner Bahnhofstation zwischen Korat und Khon Kaen

Die nun hinzukommende soll die thai-chinesische Schnellbahn sein. Sie soll direkt neben diese existierende zweigleisige Schmalspurbahn gelegt werden.

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