HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

Was die Politik in Thailand angeht, ist die Zuversicht bemerkenswert, mit der die Verantwortlichen hier der bevorstehenden Vereinigung von zehn südostasiatischen Staaten zur AEC, der Asiatischen Wirtschaftsgemeinschaft, um die Jahreswende in sieben Monaten gegenüberstehen.
„Premierminister General Prayuth Chan-ocha dementierte Berichte, wonach die politische Situation und die Sicherheitslage in Thailand ein Nachteil für den Beginn der Asiatischen Wirtschaftsgemeinschaft (AEC) Ende des Jahres seien...“ wusste die deutschsprachige Internetzeitung ‚Wochenblitz’ am 09.05.2015 zu berichten.
„Tatsache ist, so General Prayuth, dass jedes einzelne Nachbarland vertrauen zu Thailand habe, denn das Königreich sei besser auf die AEC vorbereitet als jede andere ASEAN-Nation.“

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„Andere Länder glauben nicht, dass Thailand hinterherhinkt. Sie sind über den Fortschritt erfreut, den wir erreicht haben, und ich glaube, Thailand ist für die AEC bereit. Wir sind mehr bereit als andere“.
Es mag sein, das ein Wollen und eine mentale Bereitschaft vorhanden ist, aber wie sieht es mit der wirtschaftlichen Potenz Thailands aus?

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Im Gegensatz zu den zitierten positiven Einschätzungen hat Thanawat Polvichai, der Direktor des Zentrums für Konjunktur- und Unternehmensprognosen der Universität der thailändischen Handelskammer, verlautbaren lassen, dass die „… Wirtschaftsaussichten für Thailand ... so schlecht wie seit 40 Jahren nicht mehr…“ wären.

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Der Rückgang des Wirtschaftswachstums, das Schrumpfen der Exporte und des Konsums, die niedrigen Preise für die Landwirtschaftsprodukte und die zögerlichen Investitionen durch den Staat führen gemeinsam dazu, dass der Privatsektor wenig Vertrauen in den Zustand der Konjunktur habe.
Laut aktueller Prognose soll es in diesem Jahr ein Exportwachstum von nur 0,4 Prozent geben (zuvor war von 4,1 Prozent die Rede gewesen), der Industriesektor wird um 3,2 Prozent wachsen, der Privatkonsum um 1,8 Prozent und die Investitionen im Privatsektor um 3,6 Prozent.
Da das thailändische Wirtschaftswachstum von Exporten abhängt, rechnete die Handelskammer mehrere Szenarien aus. Wenn die Exporte um 0,4 Prozent wachsen, betrüge das Wirtschaftswachstum 3,2 Prozent. Bei einem Nullwachstum der Exporte würde das Wirtschaftswachstum bei 2,9 Prozent liegen und bei 1,9 Prozent, wenn die Exporte um einen Prozentpunkt wachsen. Falls die Exporte um 1,5 Prozent zulegen, könnte ein Wirtschaftswachstum von 4,1 Prozent erreicht werden.
Thanawat will an das letztgenannte Szenario aber nicht so recht glauben, weil Thailands Haupthandelspartner wie die Europäische Union und Japan selbst mit einer Wirtschaftsflaute zu kämpfen haben.“

Bereits seit über drei Wochen verfolge ich die Nachrichten über den Menschenschmuggel- und Handel zwischen Schleppern, Militärs und Polizisten an den Grenzen der zur wirtschaftlichen Einigung strebenden südostasiatischen Staaten.
Menschenhändler ‚vermitteln’ und lassen ausreisewillige (eher verfolgte) Migranten aus Myanmar (ehemals Birma) mit gecharterten Schiffen über den Golf von Bengalen, die Andamanensee, die Straße von Malakka oder den Indischen Ozean weiter Richtung Südosten transportieren. Kein Staat will diese Flüchtlinge aufnehmen. Sie haben ‚pro Kopf’ um die 95 000 THB an die Schlepper bezahlt (das sind 2.500 €, das entspricht dem Jahresverdienst eines Reisbauern). Die Bedingungen an Bord sind unmenschlich, viele Flüchtlinge verdursten auf der Überfahrt.

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Augenscheinlich wird hier das Flüchtlingsboot (links) von einem thailändischen Fischerboot mit Nahrungsmitteln versorgt. Das Flüchtlingsdrama spielt sich auch vor der westlichen thailändischen Küste in der Andamanensee ab.

Die meisten in der Andamanensee treibenden Flüchtlinge gehören der in Myanmar verfolgten Volksgruppe der Rohingya an. Es ist eine muslimische Volksgruppe, die gemäß dem Staatsbürgergesetz von 1982 nicht mehr als eine der 135 einheimischen Bevölkerungsgruppen Myanmars gilt.
Sie haben nach dem Gesetz keinen Anspruch auf die Staatsbürgerschaft Myanmars. Bedingt durch Verfolgung und Repressionen leben mehr als eine Millionen Rohingya als Flüchtlinge im total verarmten Bangladesch sowie in weiteren Ländern Asiens.
Seit den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gärt nun dieser Konflikt zwischen der ethnischen Minderheit, Myanmar und seinen Nachbarstaaten. Das hat sich auch nach der Liberalisierung im jetzigen Myanmar nicht verändert.

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Nach neusten Meldungen strebt Premierminister General Ptayuth Chan-ocha ein regionales Gipfeltreffen am 29. Mai in Bangkok an. Der Generalsekretär der UN, Ban Ki-moon, unterstützt die Initiative Thailands, alle Staaten, vor deren Küste und an deren Grenzen sich dieses Flüchtlingsdrama abspielt, an einem Tisch zu versammeln, um eine Lösung des Problems zu erarbeiten.
Nach letzten Meldungen haben sich Malaysia und Indonesien bereit erklärt, die vor ihren Küsten in Booten treibenden Flüchtlinge aufzunehmen.

Ich werde mich möglicherweise in der Ausgabe 14 der SOA-Notizen am 30. Juni noch einmal dieses Themas widmen.

Vom 7. Juli bis zum 5. August 2015 werde ich mich für einen Monat zu verschiedenen Anlässen in Deutschland aufhalten. Ich werde dann unter der Telefonnummer 01771735633 sowie unter meiner Mailadresse: rielaender_kun@web.de zu erreichen sein.
Für die Augustausgabe der SOA-Notizen plane ich eine Reflexion des kulturellen Kontrasts zwischen meinen letzten 14 Monaten im ländlichen Nordostthailand und dem Leben in der ‚angestammten Heimat’.
Wie sehe ich die mir bekannten Menschen und ihre Kultur im Abstand?
Wird es drastischer sein, als bei meiner letzten Wiederkehr vor nunmehr sechs Jahren?!?

Zum Schluss noch eine sehr traurige Nachricht.
Am 18. Mai 2015 in der Früh ist unsere liebe Freundin Erika G. nach langer schwerer Krankheit in Bremen gestorben. Es tut uns allen sehr Leid um diese sehr aufgeweckte und nette, unternehmungslustige Freundin. Eine kluge, den Menschen und Freuden des Lebens zugewandte Frau ist nicht mehr unter uns. Sie war auch eine begeisterte Leserin dieser SOAN-Seiten (mit monatlicher Rückmeldung!).
Meine Freunde in Bremen, Rei und ich werden sie in sehr guter Erinnerung behalten... und Dich lieber Robert, der du sie die letzten Jahre so lieb umsorgt hast und immer an ihrer Seite warst, werde ich, wenn ich im Juli in Bremen bin, besuchen.

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