HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

Am nächsten Tag fanden wir am Strand – nach einem Frühstück in der Nähe des Hotels – einen netten Platz auf zwei Liegen.
Nach kürzester Zeit war eine ältere Dame mit Schlapphut, ‚unregelmäßiger Zahnstellung’ und einer Umhängetasche an Hermann herangerobbt und begann seine Füße zu inspizieren.
Sie erklärte, sie wolle nur mal schauen und bemerkte: „One year, one time!“
Sie meinte wahrscheinlich „one time per year!“ – es war die Ouvertüre zu einer Pediküre der besonderen Art!
Es wurde gewaschen, gesalbt, massiert, geraspelt, geschnitten und geschliffen ... auch Hornhaut und Unebenheiten an beiden Füßen, incl. einer kurzen Fußmassage.

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Zum Abschluss wurden die Nägel noch mit einem transparenten Nagellack ‚versiegelt’.
Nach einer knappen halben Stunde war die Arbeit getan und die ‚vielfältige’ Dame präsentierte Hermann mit dem verbindlichen Lächeln und einigen englischen Floskeln den Preis für ihre Dienste: stolze 500 THB (~ 12,50€). Hermann sah ein, er hätte doch zuvor fragen sollen. Das gilt im Übrigen für alle Dienstleistungen in diesem Ferienparadies (zum Vergleich: eine einstündige Massage, auch ganzkörperlich, mit Öl oder Kokosmilch, kostet normalerweise nur ca. 350 bis 400 THB!)
Natürlich wollten diverse ‚umherstreunende’ Pedikür-Damen auch mir ‚an die Füße’, was ich aber ablehnte, mit dem Hinweis, dass ich gerade erst angekommen wäre und das noch bis morgen Zeit hätte. Sie wollten mich beim Wort nehmen und als wir den Strand einige Stunden später verließen, wurde ich von einer braun gebrannten rundlichen Schönheit noch einmal daran erinnert.
Am Abend machten wir uns auf, etwas leckeres Essbares zu finden. Gegenüber eines Indischen Restaurants entdeckten wir eine kleine russische ‚Enklave’.
Es ist bemerkenswert, in welchem Maße bestimmte Ethnien bereits ihre Spuren auf diesem touristischen und überhaupt nicht thailändischen Eiland hinterlassen haben (was sich am nächsten Abend weiterhin bestätigen sollte).

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Zur Verdauung und für einen Schlummertrunk begaben wir uns wieder in Richtung Bamboo-Restaurant zur Coconut-Bar, um entspannt auf einer Liege dem Meer zuzuhören, seinen endlosen, jahrtausendealten Geschichten des Golfs von Bangkok.

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Hermann mit frisch-pedikürten Füßen und ich noch in ‚Bangkok-Tretern’

Zum Frühstück begaben wir uns in die Swing Bar. Nun wurden wir auch gewahr, dass der Name nichts mit der Vorliebe für einen Partnerwechsel zu tun hatte, sondern mit den Sitzgelegenheiten an der Bar, direkt zur Straße zwischen Hotelanlage und Restaurant: Schaukeln, die von der Decke hingen.
Während unseres Frühstücks setzte sich ein Mann zu uns, der uns tags zuvor mit Presslufthammer und anderem schweren Gerät davon abgehalten hatte, dort einzukehren.
Er stellte sich als gebürtiger Kanadier und Teilhaber des Hotels und der Bar heraus und weihte uns ein wenig in die Geheimnisse des Ortes, des Strands und des Umgangs mit den Einheimischen ein.
Er grinste natürlich über Hermanns Pediküre-Erfahrungen und gab uns den Rat, sich blöd zu stellen und einfach laut und eindringlich zu sagen: „I don’t smoke!! I DON’T SMOKE!“ (Das zweite Mal sehr eindringlich!) Dann würden die Damen schon – aus Unverständnis – von einem ablassen. Später setzte ich diesen Spruch einmal ein ... und es wirkte. Entgeistert entfernte sich die ‚Service-Anbieterin’!

Etwas ernster berichtete uns der Kanadier, nachdem er unsere Nationalität erfahren hatte, dass vor einigen Monaten eine junge Deutsche am Lamai Beach nach Berührung mit einer Würfelqualle zu Tode gekommen war. Sie hatte bei Dunkelheit mit einer Freundin in der Brandung gebadet und war plötzlich schreiend über den Strand gelaufen. Ob der Schock und/ oder das Gift der Qualle die Todesursache war, ist im Nachhinein nicht klar. Die Freundin kam mit geringeren Verbrennungen davon. Von dieser Begebenheit hatte ich bereits im Oktober aus der Presse erfahren. Ein tragisches Unglück, das die Behörden und auch Strandgeschäftsinhaber veranlasste, in regelmäßigen Abständen am Strand Flaschen mit Essig aufzustellen (mit Hinweisschildern versehen). Essig soll sich neutralisierend auf das Gift auf der Haut auswirken. Seit dieser Begebenheit gab es keine weiteren derartigen Unglücke mehr. Trotzdem ist dieser Fall an den Stränden und Inseln Thailands wohl doch kein Einzelfall, wie man der Presse entnehmen konnte.

An Freitagabenden – das gilt auch jeweils für die Montage – findet am Strand vor der Swing Bar eine LAMAI FIRE PARTY ON THE BEACH statt. Wir wurden von unserer Frühstücksbekanntschaft noch einmal extra darauf hingewiesen. Das Frühstück in der Swing Bar ist für Thai-Verhältnisse recht passabel und nicht teuer! – mit Baguette, Schinken, bacon and egg, Toast und Marmelade, Früchte etc. recht schmackhaft – für jeden Westler war geschmacklich und vom Geldbeutel her etwas dabei. Dort nahmen wir nun, nachdem sich der Baulärm gelegt hatte, regelmäßig unser Frühstück ein.

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