HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

Ich hatte mit Rei ausgemacht, dass ich mich dabei im Hintergrund aufhalten wolle und die Damen nicht in die ,Sprechstunde’ begleiten würde, um ‚den Meister’ durch meine Anwesenheit nicht zu beeinflussen (wir hatten Ähnliches schon zweimal ‚exerziert’!).
Die drei betraten also ohne mich das Haus und ich schaute mir derweil das Dorf an.
Nach einiger Zeit kam als Erste Jim wieder heraus – mit längerem Gesicht. Er hatte ihr offenbar nichts Erhellendes über die Zukunft mitteilen können. Wir warteten nun gespannt auf Noi und Rei.
Für Rei ging es positiver aus: ihr wurde Hoffnung gemacht ob der Tatsache, dass sie einen ‚Farang’ an ihrer Seite hätte... einen ‚Farang’, der sie lieben und sie mit in sein Land nehmen würde?! Sie solle ihm glauben und ihm mit ihrer Tochter folgen?!
Ich war ein wenig ‚vom Donner’ gerührt, auch in Anbetracht unserer Auseinandersetzungen einen Monat zuvor... und immer mal wieder?! (Es war aber nur die Aussage eines Adjan...)
Noi erhielt nur vage Prophezeiungen, da sie gerade erst ihren geliebten Theo verloren hatte. Sie müsste sich gedulden?!
Anschließend fuhren wir weiter Richtung Tha Bo und danach in westlicher Richtung zum Wat Si Chompu Ong Tue. Auf dem Tempelgelände ,praktizieren’ mindestens zwei weitere ,Wahrsager’.

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Links: Bot des Wat Si Chompu Ong Tue; rechts: Kusine Jim, Freundin Noi und Rei auf dem Gelände des Wat (von links nach rechts)

Es war nicht das erste Mal, dass ich mit Rei zur ‚Weissagung’ der Zukunft in diesem Tempel waren. Ich hielt mich wieder im Hintergrund auf, um ‚den Meister der Vorhersage’ (nicht des Wetters sondern ‚des wahren Lebens’) nicht zu beeinflussen. Rei hatte immer Angst, dass man ihr – ob des Wissens um mich – ‚Honig um den Bart’ schmieren würde?!
Das Wat, das ich mir in der Zwischenzeit ansah, liegt am Nam Mong, einem Fluss, der sich durch die südwestliche Ebene vor Tha Bo zum Mekong schlängelt. Am Rande des Geländes führt eine Treppe hinunter zum Fluss.
Am obersten Treppenabsatz werden Fische in Eimerchen verkauft, die die Käufer mit Gebeten verbunden im Fluss wieder frei zu lassen pflegen. Diese Zeremonie wird Ploei Nok/ Ploei Pla bezeichnet. Das Ploei steht für ‚frei lassen’.
Ähnliches hatte ich vor Jahren auf dem Gelände der verkleinerten Nachbildung der Shwedagon-Pagode in Yangon (früher Rangon) in Tachilek, dem Grenzort von Myanmar (ehemals Birma), erlebt. Hier verkauften Frauen winzige Vögel in kleinen Käfigen, die danach mit geheimen Wünschen versehen wieder freigelassen werden. Ähnliches erlebten wir auch vor drei Wochen vor dem That Luang in Vientiane/ Laos.

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Der Text auf dem Schild an der Treppe besagt unter anderem sinngemäß, dass Demjenigen/ Derjenigen, der/die Fische oder Vögel in ihr entsprechendes Element (Wasser oder Luft) freilässt, Glück widerfahren wird. Auch Freude, Gesundheit und Reichtum würden den Spender zukünftig begleiten!

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Vor der Übereignung der erstandenen Fische in die Fluten des Nam Mong wird obiger Text gelesen, begleitet von Gebeten und besten Wünschen.

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