HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

In die Uni-Klinik kommen all die schwierigen Fälle, die in anderen kleineren Krankenhäusern des Landes als „austherapiert“ gelten. Natürlich lehrt hier auch die angeschlossene medizinische Fakultät. Der Andrang ist enorm. Die „Aufnahme“ der Patienten erinnert deshalb eher an die Kartenschalterhalle von deutschen Bahnhöfen früherer Tage, denn an eine Klinik. Auch in den Stationen wimmelt es von Menschen, denn oft rücken ganze Familien zur Versorgung eines kranken „Reisweibleins“- oder ‚-männleins“ an (und das ist nicht abwertend gemeint).

Als erstes haben die Patienten ihre Krankenversicherungskarte vorzulegen und eine Kostenpauschale von 30 THB (= 68 €-Cent) zu entrichten. Erst dann erfolgt die Zuweisung in die betreffende Fachabteilung. Kosten für Medikamente und Operationen sind gesondert zu begleichen.

Das gesundheitliche Elend des Isaan wird hier im Uni-Klinikum ersichtlich: Mangelernährung, Unfälle (Verstümmelungen durch Auto- oder Maschinenunfälle auf Feld und Flur), genetische Probleme ... und viele, viele alte Frauen, vom Leben und der zehrenden Feldarbeit gezeichnet. Häufig sind die Männer „weggestorben“, verunglückt oder bettlägerig.

Die jüngere Generation ist weitgehend besser ernährt, aber auch hier gibt es schon – zumindest bei Teilen der Stadtjugend – Beispiele von Fehlernährungen durch den Konsum von fast-food bei „Seven-eleven“ (einer Lebensmittelkette mit meist westlich-orientierter Billignahrung), „Mc Donald’s“ oder „KFC“. Die häufig mit Weizengetreide, Treibmitteln und viel Zucker zubereiteten „Speisewaren“, oder bei Fastfood mit viel Fett, Panade und Geschmacksverstärkern getränkten Speisen, haben – zumindest in den Städten – den Weg in die Mägen junger Thais gefunden. Von aufgeklärten Eltern – zu denen ich auch Rei zähle – und vielen Schulen wird das Trinken von Milch und Essen von Milchprodukten vermittelt und auch unterstützt.

Zurück zum Dorf: Anfang des Monats, am 7. Mai, hatte Reis Tochter Ice ihren neunten Geburtstag. Dazu hatte sie knapp 20 Freundinnen und einige wenige Freunde abends zur Geburtstagsfeier eingeladen. Nun muss man sagen, dass die Thais eigentlich ihren Geburtstag nicht feiern. Es ist eine Ausnahme, wenn solch ein Fest begangen wird. Und viele Thais sind der Meinung, dass dies wohl eher eine Farang-Erfindung ist, denn im Buddhismus ist das Individuum nicht so groß geschrieben (und vergeht sowieso nicht ganz?!)

Also an diesem frühen Abend tauchten, nachdem Rei und ich noch eine bestellte Torte im nahen Ban Phue abgeholt hatten, die ersten Geburtstagsgäste vor dem Haus Wongkhen auf.

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Die ersten sechs und engsten Freundinnen sind vor dem Haus eingetroffen (vorn links das Geburtstagskind Ice)

Derweil bereiten Rei, Ao und einige Eltern das Essen für die Kinder in der Küche zu.

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Eltern und Geschwister der Geburtstagsgäste bei der Essenszubereitung in der Küche

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