HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

HolzpfeillinksHolzpfeilrechts
Südostasiatische Notizen

Vor dem Hauseingang war ein flacher, großer und auf Bananenstaudenblättern, Grasbüscheln und kleineren Blättern gelagerter Stein platziert, der mir bereits bei unserer Ankunft aufgefallen war.

IMG_APR-(19) IMG_APR-(20)

Thumtam musste seine (für die herrschenden Temperaturen warmen, aber dem feierlichen Anlass angemessenen) langen weißen Wollstrümpfe ausziehen und wurde bereits von einem jüngeren Mädchen erwartet, das eine mit Wasser gefüllte Silberschüssel bereithielt.

IMG_APR-(21) IMG_APR-(22)

Eine ältere Frau forderte ihn auf, sich auf den Stein zu stellen (zuerst nur mit den Fußballen, danach mit den Fersen), damit eine ‚Fußwaschung’ vorgenommen werden konnte – als rituelle Reinigung der unreinsten Körperteile vor dem Betreten des Hauses und der nun folgenden Vermählungszeremonie.

IMG_APR-(23) IMG_APR-(24)

Anschließend geleitet ihn der Phram ins Innere des Hauses zu dem pha quan, wo er bereits von der Braut erwartet wurde.

IMG_APR-(25) IMG_APR-(26)

Nachdem sich alle auf ihre zugewiesenen Plätze gesetzt hatten, ließ sich auch der Phram gegenüber dem Paar nieder und wies den ältesten Bruder des Brautvaters an, das von Bräutigam eingebrachte sin sod (Brautgeld) sowie Schmuck- und Wertgegenstände zu überprüfen (in Höhe von sage und schreibe 400.000 THB = ~ 10.000 € zuzüglich des Goldes, der Ringe und der Brillanten für die Braut – was darauf schließen lässt, dass der künftige Ehemann überdurchschnittlich gut situiert sein muss).

IMG_APR-(27) IMG_APR-(28)

Das sin sod ist in Thailand über alle soziale Schichten üblich und hat absolut nichts mit dem ,Kauf’ einer Frau zu tun, sondern gilt als Ausdruck des Respekts und der Ehrerbietung gegenüber der Familie der Braut. In Thailand ist hoch angesehen, wer Geld hat und materielle Werte spielen eine ganz andere Rolle, als wir das in Europa gewohnt sind. Ursprünglich wurde mit dem sin sod auch eine Art Aufwandsentschädigung für das Aufziehen der Tochter bzw. für den Verlust ihrer Arbeitskraft geleistet sowie ein Beitrag zur Absicherung der Eltern im Alter (die Alters- bzw. Rentenzahlungen des Thailändischen Staates an alte Leute sind völlig unauskömmlich, das Überleben der Eltern regeln fast ausschließlich die Kinder).

weiter >>>
<<< zurück