HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

Noch während ich an den SOA-Notizen von November schrieb, hatte ich in der TIP-Monatsschrift, einer deutschen Zeitung, die einmal im Monat in Khon Kaen erscheint, einen bemerkenswerten Artikel über das Sakdina-System gelesen.
Sakdina (wörtl.: Macht über Land) war ein in Ziffern ausgedrücktes Maß für den gesellschaftlichen Rang, durch den alle Untertanen des feudalen Siams (dem heutigen Thailand) innerhalb der sozialen Hierarchie eingestuft wurden, ausgedrückt durch das thailändische Flächenmaß Rai, entsprechend 1.600 m².
Dieses System gesellschaftlicher Rangordnung bestimmt bis heute die sozialen Interaktionen der Thais untereinander, den Respekt und die Unterwürfigkeit gegenüber Höhergestellten, die ‚uns’ als in Mitteleuropa sozialisierte Menschen fremd oder zumindest bemerkenswert erscheint.

Der Artikel in der TIP geht zurück auf einen online bei wordpress.com erschienenen englischen Blog-Artikel unbekannter Verfasser, übersetzt von dem Journalisten Thomas Schmidt/Bangkok, und thematisiert den in Siam praktizierten Brauch, dass Könige verdienten Untertanen Land einer gewissen Größe bewilligten. Später vergaben die Könige ganze Dörfer einschließlich seiner Bewohner an ihre leitenden Berater. Die so ,verschenkten’ Kleinbauern hatten die Pflicht, ihren Herren Frondienste zu leisten. Diese Praxis, Land an unterschiedliche Kategorien von Untertanen zu verteilen, schrieb König Borommatrailokanat 1454 in seinem „Gesetz der zivilen, militärischen und Provinzhierarchien“ als das Sakdina-System fest.

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Das Grab Königs Borommtrailokanat (1431 – 1488) auf dem Gründstück des Wat Chulamani in Phitsanulok/ Thailand

Bereits vor der Zeit seiner vierzigjährigen Regentschaft (1448 - 1488) gab es zwar eine Zentralregierung in Ayutthaya, aber in vielen Gebieten des Siamreiches besaßen die regionalen Fürsten aufgrund der Unzugänglichkeiten vieler Landstriche, die teilweise nur auf dem Wasserweg erreichbar waren, große Autonomie und ein unmittelbarer königlicher Zugriff war kaum durchzusetzen.
König Borommatrailokanat erließ daher das o.g. Gesetz, das laut TIP in leicht abgewandelter Form noch bis zum heutigen Tage Geltung besitzt. Es waren die wahrscheinlich einflussreichsten königlichen Edikte, die es jemals in Thailand gegeben hat.

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